Jörg Pilawa spielt mit Österreich, Schweiz und Deutschland.

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STANDARD: In Zeiten wie diesen geziemt es sich, nach den Wurzeln großer Persönlichkeiten zu fragen: Was wissen Sie über Ihre Herkunft?

Pilawa: Der Name Pilawa verrät es schon: Mein Vater wuchs in Polen, dem damaligen Ostpreußen auf. Er war Jahrgang 1924 und wurde gegen Ende des Krieges eingezogen. Er kam nach Russland und floh über die Ostsee. In Dänemark geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er wieder floh. Später siedelte er sich im norddeutschen Raum an und holte seine Familie nach. Es war ihm nicht vergönnt, die Spuren seiner Kindheit aufzusuchen. Er starb 1986, bevor der Eiserne Vorhang fiel.

STANDARD: Was bedeuten Ihnen diese Wurzeln?

Pilawa: Für mich ist es wichtig zu wissen, woher man kommt. Ich hatte das große Glück, in meinem Leben viel von der Welt sehen zu dürfen und nicht nur die Hotspots. Ich weiß, dass kein Mensch seine Heimat freiwillig verlässt.

STANDARD: Zurück ins Hier und Jetzt: Drei Länder, eine App und theoretisch knapp 100 Millionen, die miträtseln. Fürchten Sie sich?

Pilawa: Ich freu mich drauf, es kann viel passieren. Ich mache den Job seit 25 Jahren. Aber hier noch einmal die Möglichkeit zu haben, nicht nur in ein schwarzes Loch – sprich: eine Kamera – zu moderieren, sondern einen Rücklauf zu haben, ist ein Reiz. Es kann auch viel schiefgehen.

STANDARD: Wie beim ersten "Quizduell" im Mai, als gar nichts ging. Gibt es diesmal einen Plan B?

Pilawa: Wenn die App nicht funktioniert, haben wir im Studio gleich viele Deutsche wie Österreicher und Schweizer sitzen, und dann spielen wir einfach Quiz unplugged. Skeptisch macht mich allerdings, dass die Techniker sagen, es kann nichts passieren. Das sagten sie vor dem ersten Quizduell auch.

STANDARD: Und damals haben Sie es auch schon nicht geglaubt?

Pilawa: Doch, damals stellte ich mich noch hin, trommelte testosterongesteuert auf meinen Oberkörper und rief: Wir erfinden das Fernsehen neu! Und dann: Wupp! Alles zusammengebrochen.

STANDARD: Sie gingen trotzdem als Sieger hervor. Wie behielten Sie die Nerven?

Pilawa: Da ist ganz viel Routine dabei. Wäre mir das vor 25 Jahren passiert, hätte ich mich wahrscheinlich weinend auf die Treppe gesetzt. Aber in dem Moment legte ich den Schalter um und sagte: Mach aus der Not eine Tugend. Wir müssen im Fernsehen wieder viel mehr live machen.Fernsehen ist über die Jahre unglaublich steril geworden. Alle Pannen werden rausgeschnitten, es wird nur noch am Fließband produziert.

STANDARD: Eine Kostenfrage wohl?

Pilawa: Es ist wesentlich teurer. Für eine Liveshow bekomme ich vier aufgezeichnete Sendungen. Das Quizduell machen wir immer noch live, und es passiert immer wieder etwas, aber ich liebe es.

STANDARD: Man stellt sich's stressig vor. Wie viel Gewicht verlieren Sie in einer Liveshow?

Pilawa: Bei einer Samstagabendshow, die zweieinhalb oder drei Stunden dauert, können es so zweieinhalb Kilo sein.

STANDARD: Mit Ihrer Firma Herr P entwickeln Sie das Rundumkonzept, auch zu dieser Show. Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Pilawa: Es bedarf einer extremen redaktionellen Vorbereitung. Mir war wichtig, dass wir kein Klischeefernsehen machen, nicht sagen: In Österreich gibt's Schmäh, Kaffeehäuser, in der Schweiz Käse, Schokolade, Franken und in Deutschland Paragrafenhengste. Wir wollen Geschichten zeigen, die in den Ländern selbst für einen Aha-Effekt sorgen.

STANDARD: Käme jemand auf die Idee, "Wetten, dass ..?" wiederzubeleben: Wären Sie jetzt bereit?

Pilawa: Nein. Ich bin jetzt 50 und grundsätzlich entspannter, und da sage mir: Komm, reicht auch.

STANDARD: Und ziehen sich zurück auf Ihre Insel in Kanada?

Pilawa: Ohne Internet und ohne fließend Wasser. Das ist sehr schön, Robinson Crusoe für fünf Wochen zu sein. Aber auch keinen Tag länger. (Doris Priesching, 29.10.2015)