Genf – Die tödlichen Attacken zwischen Palästinensern und Israelis müssen aus Sicht der Vereinten Nationen sofort enden, um Schlimmeres zu verhindern. "Die Krise ist deshalb so extrem gefährlich, weil die Konfrontation unter anderem auf der Furcht voreinander basiert – einem höchst brisanten Gefühl", sagte UN-Hochkommissar Zaid Raad al-Hussein am Mittwoch in Genf.

Weder die Messerangriffe der Palästinenser auf Israelis noch die Schüsse der Israelis auf Palästinenser seien zu rechtfertigen, sagte al-Hussein. Die Gewalt müsse sofort enden und ein neuer Friedensprozess eingeleitet werden. Insgesamt seien in den vergangenen drei Wochen 58 Palästinenser getötet und 2.100 verletzt worden. Auch elf Israelis starben.

Sondersitzung

Angesichts der Gewalt wollen die Palästinenser mehr Hilfe und Schutz der internationalen Gemeinschaft. Um die Menschenrechte in den Palästinensischen Autonomiegebieten und in Ost-Jerusalem sei es wegen des Vorgehens Israels so schlecht bestellt wie seit 1948 nicht, sagte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas auf der Sondersitzung. Die Vereinten Nationen und insbesondere der UN-Sicherheitsrat müssten dringender denn je zuvor Regeln zum Schutz der Palästinenser aufstellen, meinte Abbas.

"Israel bricht, systematisch und regelmäßig, die Regeln und Prinzipien internationalen Rechts", beklagte Abbas. Dazu gehöre unter anderem die Siedlungspolitik. Angriffe der Siedler auf Leben und Eigentum von Palästinensern würden von Staats wegen geduldet. Abbas warb erneut für ein Ende der Besetzung durch Israel und eine Zwei-Staaten-Lösung. Sie allein könne Frieden bringen.

Seit einigen Wochen eskaliert die Gewalt zwischen Israel und Palästinensern. Dutzende Menschen wurden getötet. Unlängst hatten die USA, Russland, die EU und die UN beide Seiten aufgefordert, provozierende Äußerungen und Handlungen zu unterlassen.

Zwei erneute Messerattacken im südlichen Westjordanland

Wie schon in den vergangenen Tagen haben sich die politisch motivierten Gewaltakte von Palästinensern gegen Israelis am Mittwoch auf den Großraum Hebron konzentriert. Am Nachmittag habe ein Mann an einem Kontrollposten in der Großstadt im südlichen Westjordanland ein Messer gezückt und wurde mit Schüssen abgewehrt, bevor er zustechen konnte, teilte die Armee mit.

Die israelische Polizei bestätigte den Tod des Angreifers. Fast zeitgleich kam es nördlich von Hebron zu einer zweiten Attacke vor einem Supermarkt nahe des Siedlungsblocks Gusch Ezion. Ein Palästinenser habe eine Frau mit einem Messer leicht verletzt. Er sei überwältigt und festgenommen worden, teilte die Polizei mit. (APA, 28.10.2015)