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Die Österreicher setzen sich kaum mit dem Thema Pflege im Alter auseinander.

Foto: APA/Sebastian Kahnert

Salzburg/Wien – Zwei Drittel der Österreicher machen sich Sorgen, irgendwann einen Pflegefall in der Familie zu haben oder selbst einer zu werden. Und drei Viertel der Menschen gehen davon aus, dass die staatlichen Mittel oder die Sozialversicherungsbeiträge nicht zur Finanzierung der Pflegekosten ausreichen werden, ergab eine Umfrage des Instituts für Grundlagenforschung im Auftrag der Nürnberger Versicherung.

Praktisch kein Mensch rechnet damit, dass der Staat alleine für die Pflegekosten aufkommen kann. Jeder Fünfte sagt, dass dies sicher nicht der Fall sein wird, 57 Prozent glauben "eher nicht", und ebenfalls etwa jeder Fünfte denkt, dass die öffentliche Hand "eher schon" alles zahlen kann. Die Frage, ob ihr Einkommen einmal zur Finanzierung der Pflege ausreichen werde, beantwortete nur jeder Fünfte mit ja oder eher ja, der Rest gab an, das eigene Einkommen werde nicht reichen.

Aber dennoch setzen sich die Österreicher kaum mit dem Thema Pflege im Alter auseinander: Aktiv Informationen eingeholt haben gerade einmal zwölf Prozent der Menschen. Jeder Dritte hat sich damit bisher nicht oder kaum beschäftigt, und 44 Prozent wissen nur, was sie über Medien mitbekommen haben. "Das Thema Pflege wird verdrängt. Bei uns herrscht eine Hawaii-Beach-Mentalität, so nach dem Motto, mich trifft es eh nicht", sagte Kurt Molterer, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung in Österreich. Dabei werde die Quote an Betroffenen zunehmen. "Ein heute Neugeborenes hat gute Chancen, 100 Jahre alt zu werden."

Verpflichtung sinnvoll

Als Ausweg hält jeder zweite Österreicher eine verpflichtende Pflegeversicherung für sinnvoll, etwa gleich viele sprechen sich für eine private Pflegeversicherung aus. 14 Prozent sehen im Zugriff auf das Eigenheim des Pflegebedürftigen eine Lösung, acht Prozent würden auch auf das Einkommen oder Vermögen der Angehörigen zugreifen. "Ich glaube, ein guter Weg wäre, wenn jeder hat, was er will, sei es nun eine staatliche oder private Vorsorge", so Molterer. Eine staatliche Lösung würde jedenfalls die Lohnnebenkosten weiter erhöhen. Aber warum solle nicht ein kinderloses Paar auch das Eigenheim als Vorsorge in Betracht ziehen können.

"Wir stehen in der Pflegevorsorge heute dort, wo wir vor 30 Jahren in der Altersvorsorge gestanden sind", sagte Molterer. Schätzungen gehen davon aus, dass sich in Österreich rund 200.000 Menschen für den Fall einer Pflegebedürftigkeit versichert haben. Die Nürnberger hat eine mittlere fünfstellige Zahl an Polizzen für diesen Bereich und ist nach eigenen Angaben hier Top-Anbieter. Nachholbedarf ortet der Versicherungsmanager dabei durchaus auch in der Produktindustrie selbst: "Es ist unser Job, unseren Beratern das Know-how zu vermitteln, um die Bevölkerung auf das Risiko aufmerksam zu machen und Lösungen aufzuzeigen."

Für die Umfrage wurden im Juni und Juli in Österreich 505 Menschen im Alter von mindestens 16 Jahren befragt. Sie wurde online durchgeführt. Die Schwankungsbreite beträgt plus/minus 4,5 Prozent in Bezug auf das Gesamtergebnis. (APA, 29.10.2015)