Kolonien des Pilzes "Scopulariopsis brevicaulis" nach etwa sieben Tagen in Kultur.

Foto: Linda Paun

Die Zahl der Krebserkrankungen dürfte weltweit deutlich ansteigen: Bis 2030 sind 21,6 Millionen neue Krebsfälle im Jahr zu erwarten, heißt es im Weltkrebsbericht 2014 der Weltgesundheitsorganisation WHO. Im Vergleich dazu: 2012 gab es 14 Millionen Neuerkrankungen an Krebs.

Die neue Hoffnung der Onkologie: Die Immuntherapie. Mit ihr soll Krebs unter Kontrolle gebracht werden. Langfristig. Die Strategie dahinter: Das menschliche Abwehrsystem gegen die Tumore zu richten. Bei manchen Krebsarten – etwa dem Melanom – sind die Erfolge vielversprechend. Bei Karzinomen wie dem Bauchspeicheldrüsenkrebs sind die Heilungschancen nach wie vor sehr gering.

Ein EU-Projekt mit dem klingenden Namen "Marine Fungi" fischt nun systematisch nach potenziellen Wirkstoffen gegen Krebs im Meer, speziell in Pilzen. Die Forscher konnten nun zwei Gene eines solchen Pilzes identifizieren, die für die Bildung von zwei krebshemmenden Stoffen, sogenannten zyklischen Peptiden, verantwortlich sind.

Wachstum von Krebszellen hemmen

Bei dem untersuchten Pilz handelt es sich um einen Stamm von "Scopulariopsis brevicaulis", der aus einem im Mittelmeer vorkommenden Schwamm isoliert wurde. Frühere Forschungsarbeiten zeigten, dass der Pilz die zyklischen Peptide Scopularides A und B bilden kann, die das Wachstum von Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebszellen hemmen können.

Unbekannt war bislang, welche Gene des Pilzes für die Bildung der krebshemmenden Wirkstoffe verantwortlich sind. Den Wissenschaftlern gelang nun über Genomanalysen unter den rund 16.000 infrage kommenden Genen des Pilzes NRPS 1 und PKS 2 zu identifizieren: Dieses Gen-Paar bildet Scopularides A und B aus.

Damit soll es möglich sein, die Peptide synthetisch herzustellen und so zu verändern, dass sich ihre Wirksamkeit erhöht. Der derzeitige Stand der Forschung: Die aus dem marinen Pilz gewonnenen Wirkstoffe konnten in einer Zellkultur das Wachstum bestimmter Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebszellen hemmen. Nun muss geklärt werden, ob sich die Substanzen auch für die Humantherapie eignen. (red, 29.10.2015)