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Apple wird das Rekordwachstum wohl nicht wiederholen können.

Foto: Reuters/Sagolj

Das vergangene Fiskaljahr war für Apple wirklich fantastisch: Der IT-Konzern feierte Rekord um Rekord, strich eine Milliarde Dollar pro Woche (!) ein und stürzte Exxon Mobile vom Börsenthron. Apple ist der wertvollste börsennotierte Konzern der Welt, doch trotz alldem scheint die Börse nicht so recht in Partylaune zu sein – und vermiest Apples Führungsriege damit die Stimmung. Kein Wunder: Börsianer gelten als nervöser Menschenschlag, und sie stellen sich momentan eine bange Frage: Kann Apple dieses Rekordjahr wiederholen? Die realistische Antwort darauf ist, dass das nahezu unmöglich ist.

Tricks für die Börse

Das weiß auch Apple-CEO Tim Cook, der deshalb in die Trickkiste gegriffen hat: Das iPhone 6s startet im Vergleich zu früheren Modellen eine Woche später, um schon ins Weihnachtsquartal zu fallen. Aus demselben Grund wird der Verkaufsbeginn in China vorgeschoben. Apple will also mit allen Kräften ein annehmbares Ergebnis für die Wintersaison. Ohne Terminverschiebungen wäre das nicht möglich – kein gutes Zeichen.

"Sehr ungesund"

Blickt man genau auf Apples Bilanzen, wird klar, dass der Konzern auf "sehr ungesunde" (Bloomberg View) Art und Weise vom iPhone abhängt. Zwar versucht Cook mit Apple Watch, aufgemotztem Apple TV und Services wie Apple Music für Diversifizierung zu sorgen, doch Rekorde bringt allein das iPhone ein. In dieser Sparte ist Apple mit dem iPhone 6 vergangenes Jahr ein Glanzstück gelungen: Der vergrößerte Bildschirm kurbelte die Verkäufe an und brachte viele Nutzer dazu, ein neues Modell zu erwerben.

Markt ist gesättigt

Doch wie soll ein iPhone 7 das wiederholen? Das iPhone 6s dürfte sich zwar ebenfalls recht gut verkaufen, eine gewisse Marktsättigung ist allerdings zu beobachten. Nicht nur deshalb hat Apple ein "Abomodell" angekündigt, das iPhone-Nutzern künftig ein jährliches Upgrade ermöglicht. In China scheint ebenfalls jeder, der es sich leisten kann, ein iPhone erworben zu haben. "Das Wunder in China ist vorbei", analysiert Leonid Bershidsky (Bloomberg).

Neues Produkt gefragt

Apple bräuchte dringend ein sehr erfolgreiches Produkt, um wieder für offene Münder zu sorgen. Die Apple Watch verkauft sich für eine Smartwatch zwar sehr gut, rangiert insgesamt aber unter ferner liefen, wie "Meedia" analysiert. Apple TV weist ordentliche Verkaufszahlen auf, steht jedoch in harter Konkurrenz zu Amazon, Roku und Googles Chromecast. Apple Music muss sich erst beweisen, doch auch hier haben Deezer und Spotify schon viele Kunden an sich gebunden.

Auto als Heilsbringer?

Kein Wunder, dass Apple-CEO Cook daher auf ein iCar setzt. Doch bis das geheimnisumwobene Apple-Auto Realität wird, dürfte es noch bis mindestens 2019 dauern. In der Zwischenzeit drängen neue Anbieter auf den Smartphone-Markt, die Apple einige Prozentpunkte kosten könnten – wird doch die Herstellung leistungsfähiger Geräte immer günstiger. Der Apple-Boom scheint also vorerst vorbei zu sein. (fsc, red, 30.10.2015)