Geld oder Leber: Udo Kier braucht als Kopf der Familie Rauchensteiner ein neues Organ. Mahlzeit!

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John Lueftner produziert mit Superfilm "Altes Geld".

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Wien – Diese Frage musste ja kommen, sagt Produzent John Lueftner. Mit den Vorstadtweibern, nein, mit denen möchte er sich nicht messen. "Solche Traumquoten wird es nicht geben. Wir sind kantiger." Der ORF zeigt ab Montag David Schalkos (Buch und Regie) achtteilige Familiensaga Altes Geld. Zuerst in Doppelfolgen um 20.15 Uhr, später einzeln. An jenem Sendeplatz, wo sonst US-Serien ein beschauliches Dasein fristen oder eben Glücksfälle wie die Vorstadtweiber durch die Decke gehen. 856.000 sahen der illustren Damenrunde im Schnitt zu.

Die Vorzeichen für einen ähnlichen Publikumserfolg stehen auch für Altes Geld gut. John Lueftner hat die fünf Millionen Euro teure Groteske mit seiner Superfilm gemeinsam mit David Schalko produziert. Auf das Konto des kongenialen Duos gehen etwa Willkommen Österreich, Aufschneider oder 2012 die Miniserie Braunschlag. Die internationale Serie The Team produzierten sie als Österreich-Partner mit.

Besetzung nach Wunsch

Für Altes Geld sammelten sie ein Starensemble. Neben dem Patriarchen Udo Kier, der als Rolf Rauchensteiner sein Vermögen für eine neue Leber verspricht, spielen noch Sunnyi Melles, Nora von Waldstätten, Nicholas Ofczarek, Manuel Rubey, Ursula Strauss oder Robert Palfrader mit, um nur einige zu nennen. "Das waren die Wunschschauspieler", sagt Lueftner zum STANDARD. Bis auf eine Ausnahme: Gert Voss. Er starb mitten in den Dreharbeiten. "Das war ein totaler Schock für alle", betrauert der Mensch Lueftner und der Filmemacher setzt nach: "Das Schlimmste, das einem Produzenten passieren kann." Drehpläne mussten umgeschmissen werden, Geld ging verloren. Eine menschliche Tragödie, die in der Filmwelt auch zum Versicherungsfall wird. "Zum Glück hatte er zu diesem Zeitpunkt erst wenige Drehtage." Udo Kier sprang in die Bresche, es wurde nachgedreht.

Erfolg als Scheibe

Wie Braunschlag wurde Altes Geld als DVD bereits vor der ORF-Ausstrahlung in den Markt geworfen. Mit Erfolg: 10.000 Verkäufe seit März. Die Serie fungiert für den ORF auch als Kurbel für die Videoplattform Flimmit. "Promotiontechnisch ist das super", sagt Lueftner. Das Produkt sei in aller Munde, konnte bei Festivals reüssieren und Kritiker begeistern. In der Tat besticht Altes Geld durch eine visuelle Wucht und schauspielerische Brillanz, die sonst nur wesentlich teureren Produktionen innewohnt. Schalkos Stärke, die grenzenlose Kreativität, ist aber sogleich die Schwäche von Altes Geld. Bonmots und Pointen treten nicht selten an die Stelle von Dialogen.

Märkte im Visier

Dominierten bei Braunschlag noch Dialekt und Lokalkolorit, so ist Altes Geld internationaler angelegt. Nicht zuletzt, um die Serie leichter verkaufen zu können. Ob bei "Wahnsinn" made in Österreich ein deutscher Sender aufspringt? Produzent Lueftner ist vorsichtig. Der Humor sei womöglich zu schwarz, die Sprache zu radikal für ARD und ZDF.

Erste Exporterfolge sind aber schon da. Wie berichtet steht der Verkauf der Remake-Rechte an eine US-Produktionsfirma vor dem Abschluss. Den weltweiten Vertriebsweg für das Original möchte die britische ITV Global. Weitere mögliche Märkte seien Skandinavien und die Beneluxländer. Auf Synchronisierungen werde verzichtet. "Zum Glück" sei das Trend, sagt Lueftner und verweist auf die Hitler-Serie, die RTL für 2017 plant: "Du kannst Hitler nicht Englisch reden lassen, nur damit das Amerikaner kaufen." Untertitelungen würden reichen.

Wie Braunschlag ist auch Altes Geld auserzählt. Mehr Absurditäten gehen praktisch nicht. Eine neue Serie will Lueftner 2017 drehen, um die "Trilogie der Gier" zu komplettieren. Ein deutscher Sender soll als Koproduzent an Bord sein. Die Rampe für Deutschland.

Viele Sender, viele Interessen

Dennoch, warnt Lueftner, seien internationale Koproduktionen nicht das Allheilmittel, um TV-Budgets zu vergrößern. Viele Sender bedeuten, dass viele Interessen befriedigt werden müssten. "Es besteht die Gefahr, dass du den Faden der Geschichte aus dem Fokus verlierst". Dann kämen noch diverse Fördertöpfe ins Spiel und "du musst in Salzburg eine Bergsteiger-Szene drehen, weil etwa das Land Salzburg die Serie mitfinanziert". Ein schwieriges Unterfangen, das sich bei der länderübergreifenden Serie The Team gerade noch ausgegangen sei. Die zweite Staffel soll nächstes Jahr gedreht werden. Das Thema: Flüchtlinge. (Oliver Mark, 1.11.2015)