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Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Bei strahlendem Sonnenschein und unter den neugierigen Blicken zahlreicher Touristen hat der Künstler Franz Wassermann am Samstagvormittag seine kapitalismuskritische Kunstaktion "Anarchie – Wenn wir schreiten Seit' an Seit'" am Heldenplatz begonnen. 50 Fahnenträger schritten zum Klang dreier Trommeln um den geschichtsträchtigen Platz und schwenkten die mit Konzern-Namen bedruckten "Nazi"-Fahnen.

Wenig freiwillige Fahnenträger

Die Aktion selbst begann mit einer halben Stunde Verspätung. Noch im letzten Moment konnten einige Passanten dafür gewonnen werden, als Fahnenträger zu fungieren, da nicht alle angemeldeten Helfer gekommen waren. Die Suche nach Fahnenträgern habe sich im Vorfeld schwierig gestaltet, so der Künstler. Daher seien nun die Hälfte der Mitwirkenden Freiwillige, die andere Hälfte habe er bezahlt. "Viele Menschen, die ich eingeladen habe, hatten aus verschiedenen Gründen Angst, mitzugehen." Sei es, weil sie auf Fotos nicht erkannt werden wollen, wenn sie öffentlich Position beziehen oder ihre Arbeitsverträge würden es den Leuten verbieten, ihre Firmen öffentlich zu kritisieren. Jene Menschen, die die Teilnahme jedoch als bezahlten Job sehen, hätten weit weniger Fragen gestellt, so der Künstler mit einem vielsagenden Schmunzeln.

Die Firmennamen der "Gobal Player", die er auf den weißen Kreisen der roten Fahnen angebracht hat, hat Wassermann mittels Zufall ermittelt. Auf 46 Fahnen waren Konzernnamen wie "Google", "Facebook" oder "Volkswagen" zu lesen, er selbst trug eine Fahne mit der Aufschrift "Allianz". Eine der Fahnen trug den Namen des Künstlers, drei weitere blieben leer und "spielen auf die unzähligen möglichen Varianten zur Fortsetzung der Liste an", wie es im Pressetext heißt.

Pesttrommeln zur Warnung

Sieben Mal wurde der Heldenplatz umkreist, vier Runden lang spielten die Trommler den Rhythmus der Pesttrommeln, die im Mittelalter die Bevölkerung bei Ausbruch der Krankheit warnen sollten, die restlichen drei Runden wurden vom Rhythmus des Herzschlags begleitet. Die als Kundgebung und somit von zwei Polizisten begleitete Aktion greife "die politische Geschichte Österreichs und Wiens auf und spiegelt sie in einer zeitgenössischen Variation, um autoritäre Strukturen der Vergangenheit und Gegenwart öffentlich zur Diskussion zu stellen", so der Künstler, der die Mechanismen des globalen Kapitals befragen will. (APA, 1. 11. 2015)