Bild nicht mehr verfügbar.

Am Rande der Gespräche kam es zu Protesten.

Foto: AP Photo/Ahn Young-joon

Seoul – Japan und Südkorea haben mit einem Gipfeltreffen das Ende einer jahrelangen diplomatischen Eiszeit eingeleitet. Bei ihrem ersten bilateralen Treffen berieten die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye und der japanische Regierungschef Shinzo Abe am Montag im Präsidentenpalast in Seoul über historische Streitigkeiten, die das Verhältnis beider Länder seit Jahrzehnten belasten.

Sie vereinbarten unter anderem, den Streit über Zwangsprostituierte im Zweiten Weltkrieg möglichst schnell beizulegen. Park rief dazu auf, "die Wunden der Vergangenheit zu heilen".

Nach Schätzungen von Historikern wurden im Zweiten Weltkrieg etwa 200.000 Frauen aus Korea, China, Indonesien, den Philippinen und Taiwan gezwungen, japanischen Soldaten in Militärbordellen zu Diensten zu sein. Rechtskonservative Politiker in Japan geben indes an, dass die Frauen reguläre Prostituierte gewesen seien. Das Schicksal dieser in Japan beschönigend "Trostfrauen" genannten Zwangsprostituierten belastet bis heute das Verhältnis Japans zu seinen Nachbarstaaten.

Reue

Vor allem die Regierungen in Seoul und Peking forderten in jüngster Zeit verstärkt, Tokio müsse für die Kriegsverbrechen der Vergangenheit mehr Reue zeigen. Park erklärte, das Thema sei der "größte Stolperstein" im Verhältnis zu Japan. Abe sagte nach dem Treffen, er wolle den Streit "so schnell wie möglich" beilegen. "Wir sollten kommenden Generationen keine Hindernisse hinterlassen", sagte der Ministerpräsident. Worte des Bedauerns über die Rolle Japans als Kolonialmacht in Korea zwischen 1910 und 1945 fand er allerdings nicht.

Am Sonntag waren Japan und Südkorea bereits zu einem trilateralen Gipfeltreffen mit China zusammengekommen – dem ersten seit mehr als drei Jahren. Dabei verständigten sich die Staats- und Regierungschefs auf eine "vollständige Wiederherstellung" ihrer Zusammenarbeit. Neben dem Streit über historische Fragen hatten zuletzt Territorialstreitigkeiten im Süd- und im Ostchinesischen Meer für zusätzliche Spannungen gesorgt. (APA, 2.11.2015)