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Als überschuldet wird jemand eingestuft, wenn er unter Verwendung des vorhandenen Vermögens und trotz Reduzierung der Lebenshaltungskosten nicht in der Lage ist, seine Schulden zu bezahlen.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Hamburg – In Deutschland sind viele Menschen überschuldet, obwohl sie einen Job haben. Im vergangenen Jahr hätten 10,5 Prozent aller überschuldeten Privathaushalte Einkommensarmut als Grund für ihre Situation genannt, nach 7,3 Prozent im Vorjahr, teilte das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (IFF) am Montag mit.

Zwar hätten durch die gute wirtschaftliche Lage mehr Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, "diese wirft aber offenbar für viele Menschen nicht genug ab, um ihren Lebensunterhalt vollständig bestreiten zu können".

Das IFF erstellt jedes Jahr einen Überschuldungsreport, in den Daten von Schuldnerberatungsstellen aus allen deutschen Bundesländern einfließen. Für die neueste Ausgabe wurden den Angaben zufolge anonymisierte Daten von mehr als 57.000 Haushalten in ganz Deutschland ausgewertet. Als überschuldet wird jemand eingestuft, wenn er unter Verwendung des vorhandenen Vermögens und trotz Reduzierung der Lebenshaltungskosten nicht in der Lage ist, seine Schulden zu bezahlen.

Verschiebung

Im vergangenen Jahr war den Angaben zufolge weiterhin Arbeitslosigkeit oder Arbeitsreduzierung wichtigster Grund für eine Überschuldung. In 26,8 Prozent der Fälle wurde dies als Grund genannt. Der deutliche Anstieg beim Faktor Einkommensarmut sei allerdings "ein starkes Indiz dafür, dass eine Verschiebung vom Überschuldungsauslöser Arbeitslosigkeit hin zu Einkommensarmut stattgefunden hat", erklärte das IFF. Dazu passe auch der "nach wie vor hohe Anteil" von Erwerbstätigen, die trotz des Jobs auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen seien. Es sei in diesem Zusammenhang "kritisch zu beobachten und analysieren", wie sich der seit Jänner 2015 geltende flächendeckende Mindestlohn auf den Faktor Einkommensarmut auswirke.

Insgesamt habe die gute Lage am deutschen Arbeitsmarkt noch keine großen Auswirkungen auf die Überschuldungslage, analysierte das IFF. Im vergangenen Jahr seien rund 3,36 Millionen Haushalte überschuldet gewesen, 60.000 mehr als 2013. Gesunken sei hingegen die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. (APA, 2.11.2015)