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Jörg Schmadtke (links) ist verärgert, Peter Stöger hört zu.

Foto: APA/Balk

Stuttgart – Die Debatte um Schiedsrichterentscheidungen in der deutschen Bundesliga reißt nicht ab. Nachdem der 1. FC Köln am Samstag beim 0:0 gegen 1899 Hoffenheim in zwei strittigen Situationen keinen Elfmeter bekommen hatte, forderte Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke einen runden Tisch mit Trainern, Spielern, Managern und Unparteiischen.

"Es muss eine Diskussion auf Augenhöhe sein. Offen und ehrlich. Die Schiedsrichter müssen ihre Probleme benennen", sagte der Manager des Clubs von Peter Stöger dem "Kicker". Schmadtke zufolge werden die Fehlentscheidungen häufiger und massiver.

Bereits Mitte Oktober hatte es Diskussionen um einen möglichen Videobeweis gegeben. In der neunten Runde gewann Hannover 96 durch ein Tor von Leon Andreasen, das dieser mit dem Oberarm erzielte, 1:0 gegen Köln. Daniel Didavi stand damals bei seinem Siegtreffer für den VfB Stuttgart gegen den FC Ingolstadt im Abseits.

Auch Leverkusen sauer

An diesem Wochenende gab es weitere fragwürdige Entscheidungen. So ärgerte sich Bayer Leverkusen über eine nicht geahndete Abseitsstellung vor dem 0:1 beim 1:2 in Wolfsburg. "Wenn uns am Ende ein Punkt zur Champions-League-Teilnahme fehlt, kostet uns das 15 bis 20 Millionen Euro", sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

"Fußball ist ein Spiel, bei dem es um viel Geld geht. Deshalb sollte es so gerecht wie möglich gemacht werden." Schade plädierte dafür, dass "alle technischen Möglichkeiten eingesetzt werden, die anwendbar sind".

Derartige Hilfsmittel können derzeit allerdings noch gar nicht auf nationaler Ebene eingeführt werden. Ende Februar hatte das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) eine schnelle Entscheidung zur Videotechnologie abgelehnt. Das Gremium hatte mehr Informationen über ein Pilotprojekt des niederländischen Verbands angefordert, um über ein solches Experiment entscheiden zu können.

Lahm hat Zweifel

"Ich weiß nicht, ob der Videobeweis helfen würde, man müsste es vielleicht ausprobieren", sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm am Montag. "Ich weiß nicht, ob der Zuschauer will, dass das Spiel so oft unterbrochen wird." Insgesamt sei es ein schwieriges Thema, selbst bei Ansicht von TV-Bildern seien nicht alle Situationen eindeutig. "Die Bundesliga gibt es über 50 Jahre und ich glaube es wurde immer so diskutiert", sagte Lahm.

In den Niederlanden wird ein fünfter Offizieller getestet, der in einem Übertragungswagen alle Kamerabilder betrachtet und die Kommunikation der Unparteiischen hören kann. Wenn das IFAB zustimmt, kann der Video-Referee zukünftig auch mit dem Schiedsrichter auf dem Feld sprechen. Das IFAB wird bei seiner kommenden Sitzung im März erneut über das Thema befinden. (APA, 2.11.2015)