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Familienministerin Sophie Karmasin: Vereinbarkeit ist kein Luxusfaktor.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) will das Thema Vereinbarung von Familie und Beruf noch weiter in den Fokus rücken. Die Wichtigkeit des Themas sei laut Umfragen zwar sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern bewusst, es werde daran aber bisher zu wenig gearbeitet, erklärte sie am Montag auf einer Pressekonferenz.

So schätzen laut einer heuer erhobenen market-Umfrage nur 24 Prozent der Österreicher die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Österreich als "sehr gut" oder "gut" ein, sagte Karmasin bei der Präsentation der gemeinsam mit dem Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) durchgeführten neuerlichen Analyse von Umfrage-Daten. Auch würden nur knapp 0,5 Prozent (ca. 350 Betriebe) der mehr als 75.000 Unternehmen (mit über fünf Mitarbeitern) am Gütesiegel "Familie und Beruf" des Ministeriums teilnehmen.

Die Ressortchefin verwies auch darauf, dass der "Gap" zwischen der Einschätzung, welche Maßnahmen wichtig wären und welche laut Umfragen tatsächlich bereits umgesetzt sind, zum Teil sehr groß ist. Betroffen sind davon vor allem die Punkte Kinderbetreuung und die Vereinbarung von Pflege von Angehörigen und dem Job: So sehen je 47 Prozent der von "market" Befragten "punktuelle Kinderbetreuung" (an Notfällen, Feier- und Ferientagen) sowie die Pflege als wichtig an. Ersteren Punkt sehen nur 15 Prozent der Befragten umgesetzt, bei der Pflege sind gar nur elf Prozent der Meinung, hier laufe alles ideal.

Problem bewusst, Maßnahmen mangelhaft

Auch die Kinderbetreuung im Unternehmen selbst würden 44 Prozent als wichtig erachten, aber nur 19 Prozent sehen hier die entsprechende Maßnahmen als ausreichend an. Als besser umgesetzt erachten die Befragten flexible Arbeitszeitmodelle, sowie das Verständnis der Arbeitgeber für das Thema Familienfreundlichkeit (jeweils 50 Prozent halten das für gegeben).

Auch den Arbeitgebern sei das Problem bewusst, betonte Karmasin mit Verweis auf eine Online-Umfrage unter den WdF-Mitgliedern. Demnach bewerteten 94 Prozent der Führungskräfte Familienfreundlichkeit als "sehr wichtig" oder "eher wichtig". Auch im Hinblick auf den "Kampf um die besten Köpfe" erachteten demnach noch 86 Prozent der Führungskräfte dieses Thema als wichtig.

Da es laut dieser Umfrage auf Führungskräfte-Ebene zwar ein Bewusstsein für dieses Thema gibt, die Maßnahmen aber noch nicht ausreichen, gelte es, noch mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, so Karmasin. Auch sollten sich Unternehmen hinsichtlich des Problemfeldes mehr vernetzten – was etwa über die seit März online gestellte Plattform des Ministeriums "Unternehmen für Familien" möglich sei, wie die Ministerin betonte.

Vereinbarkeit als "Wettbewerbsfaktor"

Karmasin sagte, den Unternehmern müsse bewusst werden, dass dieses Thema ein "Wettbewerbsfaktor, kein Luxusfaktor" sei. Denn so gelte es etwa, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen loyal an das Unternehmen zu binden. Den richtigen Weg zu mehr Familienfreundlichkeit sieht sie nicht über Sanktionen für Versäumnisse, vielmehr sei "Überzeugungsarbeit" notwendig.

WdF-Bundesvorsitzender Gerhard Zeiner erklärte, bei den Unternehmen sei die Vereinbarkeit "absolut Thema". Es gelte, Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und sie auch "motiviert zu halten". Er wünscht sich auch mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit: Die Bedürfnisse würden sich in den Arbeitszeitgesetzen nicht widerspiegeln. Zwar solle es weiterhin eine Grundsicherheit bei der Arbeitszeit geben – wie etwa fixe Ruhezeiten -, aber mehr Flexibilität sei notwendig.

Karmasin sprach sich vor allem dafür aus, Männer verstärkt in der Familienarbeit einzubinden: Es gehe darum, "Männer etwas aus den Unternehmen herauszumotivieren und die Frauen ein bisschen hineinzumotivieren". (APA, 2.11.2015)