Istanbul – Einen Tag nach dem Wahlsieg der islamisch-konservativen AKP in der Türkei ist die Polizei erneut gegen eine regierungskritische Publikation vorgegangen. Zwei ihrer leitenden Redakteure seien am Montag festgenommen worden, berichtete die Zeitschrift "Nokta" auf ihrer Internetseite. Die aktuelle Ausgabe sei beschlagnahmt worden.

Die Titelseite zeigt Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Aufschrift: "Montag, 2. November, Beginn des türkischen Bürgerkrieges". Bereits im September war "Nokta" Ziel einer Polizeirazzia gewesen. Damals hatte das Magazin eine Fotomontage mit Erdogan verbreitet, der lächelnd ein sogenanntes Selfie vor dem Sarg eines getöteten türkischen Soldaten macht. "Nokta" erscheint nach eigenen Angaben mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren wöchentlich.

Kritiker werfen Erdogan und der AKP-Regierung immer wieder vor, die Pressefreiheit zu beschneiden. Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, warnte nach dem AKP-Wahlsieg vom Sonntag: "Man muss sich auf eine Zeit verschärfter Repressionen einstellen." Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RoG) liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. (APA, 2.11.2015)