Der provisorische "Sportplatz" in der Seestadt sieht noch trostlos aus. Kommt das etwa 200 Millionen Euro teure Sportkompetenzzentrum, werden viele moderne In- und Outdoor-Sportflächen geschaffen.

Foto: Robert Newald

Wien – Seit mehr als eineinhalb Jahren hängt das Projekt in der Luft. In der Seestadt Aspern soll auf etwa 160.000 Quadratmetern ein Sportkompetenzzentrum inklusive zahlreicher Sportstätten entstehen, das alle Stückerln spielt. Neben Flächen für den Spitzen- und Breitensport sollen auf dem Areal auch universitäre Forschung, Wissenschaft und Sportmedizin untergebracht werden. So steht es seit mehr als eineinhalb Jahren auf der Homepage www.aspern-sports-area.at.

Hinter dem Großprojekt steckt die Privatstiftung ASA Aspern Sports Area. Einer der drei Vorstände, Anwalt Nikolaus Vavrovsky, sagte dem STANDARD Ende Dezember 2014, dass man mit einer international tätigen Investorengruppe "in Endverhandlungen" sei. Schon damals wurden Verzögerungen bei den Verhandlungen eingeräumt.

In "Endverhandlungen"

Dieser internationale Investor ist laut Vavrovsky nach monatelangen Verhandlungen aber abgesprungen. Aktuell sei man "mit einer nationalen Investorengruppe in Endverhandlungen", sagte Vavrovsky dem STANDARD. Auf den Hinweis, dass er das schon vor zehn Monaten gesagt habe und die Pläne sich dann nicht realisieren ließen, antwortete Vavrovsky: "Diesmal sind wir dem Ziel sehr viel näher. Ein Entwurf des Kaufvertrages liegt auf dem Tisch."

Die Schriftstücke würden "auf jeden Fall vor Weihnachten unterschrieben" werden. Sollte es bis dahin nicht klappen, werde es die Aspern Sports Area "eher nicht" geben, sagte Vavrovsky. Noch bis Ende 2015 sind die Baufelder in der Seestadt reserviert. Die zuständige 3420 Aspern Development AG räumte bereits mehrmals eine Verlängerung der Frist ein. Diesmal müsse bis Dezember aber wirklich ein Fortschritt erkennbar sein, heißt es. Sonst droht der Verfall der Reservierung.

Investitionsvolumen 200 Millionen Euro

Das Sportzentrum werde jedenfalls auch mit den nationalen Investoren nicht kleiner ausfallen als bisher dimensioniert. Vavrovsky bestätigte, dass das Vorhaben rund 200 Millionen Euro kosten wird. "Billiger wird es eher nicht." Geplant sind Trainingszentren für Fußball, Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Kampfsport und viele andere Sportarten – sowohl in Hallen als auch auf Freiflächen. Eine Sport-&-Fun-Halle soll dem Breitensport zu Verfügung stehen. Dazu sind Gebäude für universitäre Forschung, Hörsäle, Studentenwohnhäuser, sportmedizinische Einrichtungen und ein 100 Meter hoher Büro- und Geschäftsturm für Sportorganisationen und Vereine, aber auch zahlreiche Geschäfte, geplant.

"Red Bull nicht beteiligt"

Die Investoren hätten laut Vavrovsky naturgemäß "auch die Wirtschaftlichkeit" im Sinn. Über die Investorengruppe hält sich Vavrovsky weiter bedeckt. Nur so viel: "Red Bull ist nicht beteiligt. Es ist eine seriösere Alternative."

Bund und Stadt können über das Projekt keine näheren Auskünfte erteilen, sie sind in das rein private Vorhaben bislang fast nicht eingebunden. Das Sportministerium verweist auf eine Informationsveranstaltung, die im Mai 2014 stattgefunden hat und an der Sportverbände sowie Vertreter des Sportministeriums teilgenommen haben. Pläne, das "Haus des Sports" wie kolportiert nach Aspern zu übersiedeln, "gibt es nicht", heißt es aus dem Büro von Sportminister Gerald Klug (SPÖ).

Zäher Informationsfluss

Auch mit der Stadt Wien habe es laut dem Sprecher von Sportstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) keine weitergehenden Gespräche gegeben. Interessant ist in dem Zusammenhang die Rolle des hohen Magistratsbeamten Rudolf Leber, früher beim Sportamt Wien und aktuell Projektleiter der Stabsstelle Campus bei der MA 56 (Wiener Schulen). Leber hat privat die Machbarkeitsstudie für die Aspern Sports Area erstellt und ist im wissenschaftlichen Gremium der ASA Privatstiftung engagiert.

Für 1. November 2015 war die Veröffentlichung des Buches "Aspern Sports Area – Ein visionäres Spitzensportzentrum" von Leber avisiert. Erscheinen sollte es im SPÖ-nahen Holzhausen-Verlag, der dem Bohmann-Verlag eingegliedert ist. Laut Holzhausen wird das Buch aber wegen "Verzögerungen frühestens Ende November" fertig.

Schwimmsportzentrum in Warteschleife

Die Stadt Wien will die Entscheidung über die Aspern Sports Area jedenfalls abwarten: Neue Großprojekte für Sportanlagen sind aktuell nicht geplant. Das angekündigte Schwimmsportzentrum – bereits mit einer 50-Prozent-Förderzusage in Höhe von sieben Millionen Euro seitens des Bundes ausgestattet – wird vorerst auf die lange Bank geschoben. (David Krutzler, 3.11.2015)