In grober Rechtfertigungsnot kann man sich leicht in einen Strudel hineinreden. Dumm nur, wenn einen der Strudel gleich in den Abgrund zu reißen droht, wie es gegenwärtig ehemaligen und aktuellen Funktionären des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) widerfährt. Der im Raum stehende Vorwurf, die WM 2006 sei mittels Stimmenkaufs nach Deutschland geholt worden, wiegt moralisch schwer, ist aber strafrechtlich irrelevant. Wäre Korruption nachweisbar, wäre sie verjährt. Die dubiose Erklärung für seltsame Geldflüsse zwischen dem DFB und dem Weltverband Fifa könnte allerdings flugs ins Kriminal führen.

Vertreter der zuständigen Staatsanwaltschaft haben da erfreulicherweise genau hingeschaut. Sie ermitteln eben nicht wegen Untreue und Bestechung, sondern wegen Steuerhinterziehung "in erheblicher Höhe". Das klingt für die Betroffenen, für die natürlich die Unschuldsvermutung gilt, unangenehm und gemahnt an den Kollegen Uli Hoeneß, der soeben vorzeitige Entlassung aus seiner Haft wegen Steuerhinterziehung beantragt hat.

Schon der Fall Hoeneß hat gezeigt, dass die Aura der angeblich schönsten Nebensache der Welt die mit ihr Beschäftigten, die von ihr Profitierenden nicht mehr zu immunisieren scheint. Funktionäre aus aller Welt wissen davon schon ein Lied zu singen. Dass Justitias Zuträger keine Bälle mehr auf den Augen haben, ist der positive Sukkus aus den ganzen unappetitlichen Geschichten. (Sigi Lützow, 3.11.2015)