Francesca Habsburg habe 1000 Ideen, von denen meist nur ein Promillesatz auch realisiert wird, charakterisieren sie Weggefährten. Einblick in die neuesten Pläne gewährte die Tochter des 2002 verstorbenen Barons Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza in einem Interview mit der Schweizer "Sonntagszeitung" (Zürich). Demnach befände sie ihre Sammlung zeitgenössischer Kunst als eine "schöne Ergänzung" für Zürich, schließt ein Privatmuseum nicht aus und sind "die ersten Gespräche mit der Stadtpräsidentin im Gange".

Denn, was ihr an dieser Stadt gefalle, "dass sie sich gerade wieder verändert, sie wächst, wird noch internationaler" und definiere sich auch kulturell neu, "Wien dagegen ist sehr statisch". Und, die teils in Wien Lebende gibt unumwunden zu, sie habe festgestellt, "Österreich ist doch nicht meins. Ich bin dort nicht zu Hause".

Damit scheint die Abwanderung der TBA21 Sammlung, eine der umfangreichsten Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst in Europa, angezählt. Eine Intention die ihre Pressestelle auf STANDARD-Anfrage bestätigt, konkret sei dies bereits seit dem Sommer im Gespräch. Für Interviews steht Habsburg derzeit nicht zur Verfügung.

Aufmerksamkeitsdefizit in Wien

Die 2002 gegründete Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Privatstiftung ist zwar eine "österreichische", ihr praktizierter Anspruch war jedoch ein internationaler, der lokale Präsenz inkludierte.

2004 eröffnete man einen Ausstellungsraum in der Himmelpfortgasse im Herzen Wiens. 2012 bezog man in der Augarten-Expositur des Belvedere Quartier. Bereits nach einem Jahr monierte Francesca Habsburg mangelndes Besucherinteresse, ein Umstand, der sich trotz kostenfreien Eintritts seither nur unwesentlich änderte.

Um finanziellen Erfolg geht es bei der gemeinnützigen Stiftung nicht. Etwaige Erträge sind laut Stiftungsurkunde "ausschließlich zur Erreichung des Stiftungszweckes zu verwenden", darunter hauptsächlich die Förderung zeitgenössischer Kunst und des öffentlichen Verständnisses "für Kunst und Kultur in Österreich und im Ausland".

Nutzung des Augarten-Areals eingeschränkt

Neben dem Wiener Aufmerksamkeitsdefizit dürfte auch das Auslaufen des Nutzungsvertrages für die Augarten-Expositur des Belvederes 2017 die Pläne zur Abwanderung der Sammlung nach Zürich befeuern.

In einem Interview in der aktuellen Ausgabe des "Vienna Art Week"-Magazin verwies Agnes Husslein-Arco jüngst auf die eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten der Augarten-Expositur, weshalb das Belvedere den Vertrag beim Bund kündigte. "Nun geht das Areal an die Burghauptmannschaft zurück, die hoffentlich ein neu definiertes Nutzungskonzept ermöglicht". Nachsatz, "eines mit der TBA21 würde ich persönlich natürlich begrüßen", jedoch liege es nicht in ihrem Ermessen. Eine Abwanderung ins Ausland? "Das wäre für Wien ein unbeschreiblicher Verlust", ist die Belvedere-Direktorin überzeugt. (Olga Kronsteiner, 4.11.2015)