Uugot.it zeigt Untertitel beim Liveprogramm an, die man für eine Übersetzung anklicken kann.

Foto: Standard/Riegler

Wer eine Sprache erlernen will, sollte fremdsprachiges Fernsehprogramm mit Untertiteln ansehen. Zu diesem Ergebnis sind bereits mehrere Studien gekommen. Ein Wiener Startup will hier ansetzen und entwickelt eine App, die das Lernen beim Fernsehen erleichtern soll. Nun ist die Crowdfunding-Kampagne für Uugot.it gestartet.

Sprachenlernen beim Fernsehen

Bei der App, die vom Linzer Philipp Etzlinger und drei Mitarbeitern aus Italien, der Slowakei und Rumänien entwickelt wird, wird das Fernsehprogramm mit Untertiteln in der selben Sprache unterlegt. Also beispielsweise deutsche Untertitel bei einer deutschsprachigen Sendung. Bei Bedarf können einzelne Wörter direkt angeklickt werden, um die Übersetzung anzuzeigen. Dabei handelt es sich nicht um speziell für das Sprachenlernen entwickelte Sendungen. Stattdessen wir das normale TV-Programm live über die App gestreamt.

Etzlinger betont im Gespräch mit dem WebStandard, dass Uugot.it kein Sprachkurs ist. Die App richtet sich an Personen, die bereits gewisse Grundkenntnisse in einer Sprache haben. Zielgruppe sind daher speziell auch Migranten. "Das Verstehen von Sprache ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Integration. Die anhaltenden Flüchtlingsströme unter anderem aus Syrien und Irak haben nicht nur dazu geführt, dass ein überaus hoher Bedarf an Deutschkursen besteht. Wir stehen auch vor der Herausforderung und der Verpflichtung, die Menschen, die zu uns kommen, in die Gesellschaft zu integrieren", erklärt das Startup.

uugot.it

Das Lernen mit Untertiteln soll besonders motivierend und effizient sein, wie eine Untersuchung der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Wien zeigt. Dafür wurden im Auftrag der Uugot.it-Entwickler 50 wissenschaftliche Studien aus den Jahren 1981 bis 2015 ausgewertet und außerdem Interviews geführt. Viele Personen, die eine Sprache erlernen, würden das bereits aktiv mithilfe von Untertiteln tun. Die App könnte sie dabei unterstützen.

Start mit ORF

Mithilfe der Crowdfunding-Kampagne über Respekt.net will man in einem ersten Schritt bis 15. Jänner 2016 knapp über 10.000 Euro einsammeln. Damit könne die Beta-Phase der App für Android starten, zunächst mit dem ORF an Bord. Die Übersetzung wird eingangs nur zwischen Deutsch und Englisch möglich sein. Wird das Ziel erreicht, sollen in weiterer Folge internationale Sender ins Boot geholt, mehr Sprachen und Features angeboten werden. Beispielsweise sollen Nutzern Lernkarten mit Vokabeln und den dazu passenden Videosequenzen anlegen können. Ab 75.000 Euro könne man eine marktfähige Version veröffentlichen, so die Entwickler.

Das Fernsehprogramm über die App zu streamen sei auch rechtlich gedeckt, so der CEO, solange das Programm nur live gestreamt und nicht vom Anbieter gespeichert wird.

In der Beta-Phase wird die App kostenlos zur Verfügung gestellt. Später ist auch die Monetarisierung in irgendeiner Form denkbar. So weit sei man aber noch nicht, so Etzlinger, der die App mit seinen Mitstreitern seit 2013 nebenberuflich entwickelt. Unterstützt wird das Startup vom Telekomregulator RTR und dem Bildungsministerium. Das Projekt wurde zudem für den Flüchtlings- und Migrations-Award 2015 von Respekt.net nominiert. (Birgit Riegler, 11.11.2015)