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Seit 2014 wird in Aspern nach den Plänen von querkraft Architekten gebaut, ab 2016 will man forschen, innovieren und produzieren.

Foto: marcel billaudet photography

Wien – Der Name Hoerbiger hat nicht nur bei theaterbegeisterten Wienern einen Klang. Gut möglich, dass der Bekanntheitsgrad in der Industrie noch weitaus größer ist. In Wien-Simmering produziert Hoerbiger Ventile. Nicht irgendwelche, sondern so zuverlässige, dass das Unternehmen zu einem weltweit führenden Lieferanten für die Öl- und Gasindustrie herangewachsen ist.

Wie es dazu kam? Der Vater von Paul und Attila Hörbiger, Hanns, war Ingenieur. Er erfand vor gut 100 Jahren das "Hörbiger-Ventil". Der geniale Techniker legte den Grundstein für den heute rund 7000 Mitarbeiter großen Konzern mit Sitz in der Schweiz und mit 1,1 Milliarden Umsatz weltweit und 130 Produktions- und Servicestandorten in 50 Ländern: von Österreich über die USA, bis Russland und China. Kompressortechnik, Antriebstechnik und Hydraulik sind die Standbeine, wobei die weltweite Kompressortechnik von Wien aus gesteuert wird. Der 50-jährigen Präsenz in den USA verdankt sich das "oe" im Firmennamen.

Von Simmering nach Aspern

Erzeugt werden Komponenten und Systeme für Kompressoren, Industriemotoren, Turbinen, Automobil-Getriebe und Maschinen- und Anlagenbau. Neben der Erdgasindustrie zählen die deutschen Auto-Premiumhersteller zu den Abnehmern. Seit 1925 produziert man im heimischen Stammwerk in Wien-Simmering. Dort ist derzeit neben dem Alltagsgeschäft einiges los. Denn zu all den Komponenten kamen zuletzt noch einige tausend Dokumente. Thema: Ein Unternehmen zieht um.

Hoerbiger legt verschiedene Standorte zusammen und baut in der Seestadt Aspern die neue Zentrale. Die derzeit größte Investition für den Konzern beläuft sich auf 45 Millionen Euro. Warum Wien? Der neue Produktions- und Verwaltungskomplex wird sich über insgesamt 24.000 Quadratmeter erstrecken. Er soll mit seiner campusähnlichen Atmosphäre den Forschungs- und Innovationsgeist im Unternehmen fördern. Die Nachbarschaft zum Technologiezentrum aspern IQ der Wirtschaftsagentur Wien, die Forschungskompetenz der Universitäten und hochqualifizierte Mitarbeiter, all das finde man in Wien, heißt es bei Hoerbiger.

Und wie geht so ein Umzug vonstatten? "Das erfordert jede Menge Planung", sagt Projektkoordinator Martin Langer. Heuer im März wurden in Simmering zunächst einmal viele grüne und rote Punkte verteilt – auf Tische, auf Sessel, auf Maschinen. Grün heißt: Kommt mit, rot heißt: Bleibt da.

Genaue Planung

300 Büroarbeitsplätze werden übersiedeln – an einem Wochenende im Jahr 2016. In jeder Abteilung wurde ein Mitarbeiter nominiert, der für zehn Kollegen das Sprachrohr ist. Die 174 Maschinen wird eine Spezialmontagefirma – verteilt über zwei Monate – von Simmering nach Aspern transportieren. Schrauben, Elektronik, Stecker, Kabel, Werkzeug müssen nummeriert, zerlegt und später wieder aufgebaut werden. "Das ist wie bei der Küche, da gibt es nicht nur den Herd und den Geschirrspüler, da ist viel Geschirr dabei", sagt Langer. Läuft nicht alles so rund wie geplant, springen die Auslandsschwestern ein. 350 Lkws werden wohl rollen, damit drüben wieder aufgebaut werden kann, was derzeit hüben ist. Dass die künftig 500 Mitarbeiter am neuen Standort ihre Wirkungsstätten nicht mehr erkennen werden, davon sei nicht auszugehen, sagt Langer. Trotzdem bleibt nicht alles beim Alten: Das logistische Umfeld wird quasi neu geschaffen. Diverse Verbesserungsvorschläge der Belegschaft wurden gleich mit eingebaut.

Die gesamte Produktionsfläche wird sich über 10.000 Quadratmeter erstrecken, dafür gibt es keine Lifte mehr. Kräne, Lager, Einrichtungen werden jetzt schon sukzessive (auf-)gebaut, die Produktionsmaschinerie wird eingefügt. "Das ist nicht nur viel Planung, sondern ein inspirierender, kreativer Prozess", sagt Langer. Die Mitarbeiter müsse man eher bremsen, weil sie so viele Verbesserungsvorschläge hätten. Beim Sommerfest dagegen wurde nicht gebremst – heuer pilgerte man fast vollständig zur Baustelle. (Regina Bruckner, 9.11.2015)