
Tanit Koch wird erste Chefredakteurin von "Bild".
Zwar ist Tanit Koch noch nicht neue, sondern nur designierte Chefredakteurin der Bild-Zeitung, aber ein Verdienst kann man ihr schon vor Amtsantritt am 1. Jänner bescheinigen. Mehr Menschen in Deutschland wissen jetzt, dass der ungewöhnliche Vorname Tanit (die punische Göttin der Fruchtbarkeit) jener einer Frau ist.
So klar war das nicht immer im Leben der 38-Jährigen aus Bonn. Mit 18 Jahren erhielt sie die Einberufung zur Bundeswehr ("Sehr geehrter Herr Koch ..."), und noch 2014 bedankten sich Kollegen der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung "beim Kollegen Tanit Koch @tanit, der uns via Twitter" auf einen Fehler bei Berichten über den Tod von Peaches Geldof hingewiesen hatte.
Zur Bundeswehr wollte Koch ohnehin nicht, sie zog es vor, Jus, Politikwissenschaft und "mehrere Semester Dschungelcamp" (Eigenbeschreibung) zu studieren. In ihrem journalistischen Leben hat es immer nur den Springer-Verlag gegeben. 2005 besuchte sie die Axel-Springer-Journalistenschule, danach leitete sie zunächst das Büro des scheidenden Bild-Langzeit-Chefredakteurs Kai Diekmann, den sie nun beerben wird.
Erste Chefredakteurin nach 63 Jahren "Bild"-Zeitung
Sie arbeitete auch für die Springer-Zeitung Welt, kehrte aber dann wieder zur Bild zurück, wo sie Redaktionsleiterin von Bild Hamburg und Textchefin wurde. Derzeit ist sie stellvertretende Chefredakteurin und Unterhaltungschefin der Springer-Cashcow, die in den 63 Jahren seit ihrer Gründung immer nur von Männern geführt worden ist.
Nun soll also die erste Frau gegen die sinkende Auflage kämpfen, und die Medienbranche ist gespannt, wie Koch das machen wird. Mit lauten Ansagen eher nicht. "Es heißt, ich spreche zu leise", erklärt sie im Medium Magazin. Dort beschreibt sie auch, was eine gute Journalistin ausmacht: "Geschichten erkennen, auf Menschen eingehen".
Richtig ins Schwärmen gerät Koch bei der Frage nach der Wichtigkeit von Klatsch, der in Bild ja nicht gerade geringen Stellenwert einnimmt: "Wie ein Sommertag mit einem kühlen Glas Weißwein, frischem Bauernbrot und ein wenig Käse mit Feigensenf."
In der Redaktion tritt sie für eine weitergehende Integration von Print und Online ein. Denn: "Gute Redaktionen arbeiten nach dem Wir-Prinzip". Und wenn das nicht klappt, bleibt immer noch ein wenig demokratischer Tagtraum. Gefragt, mit wem sie gern einen Tag tauschen würde, nannte Koch den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un. (Birgit Baumann, 5.11.2015)