Weniger kitschig-touristisch-bunte Kaleidoskope denn klar gesetzte Fugen sind das Ergebnis von Josef Polleross' Reisen durch die eindrucksvollen Bildwelten Asiens.

Aufschlagseiten aus Josef Polleross' Triptycha über Wien und Thailand, fotografiert von Lukas Friesenbichler.

Das Paradies, den Garten der Lüste und die Hölle stellen die bekanntesten Triptycha der Kunstgeschichte dar. In heiliger und/ oder unheiliger Dreifaltigkeit präsentiert, je nach Intention, auch Josef Polleross seine Impressionen. Seit geraumer Zeit beschäftigt sich der 1963 geborene, seit 1982 wechselhaft in New York, Kairo, Bangkok oder Wien lebende Fotograf mit dem Seriellen und dessen Wirkkraft. Im Sinne von Hieronymus Bosch, Lucas Cranach, anderen alten Meistern oder Otto Dix fügt Polleross Bild an Bild – ein großes Ganzes ergebend. Polleross, dessen Arbeiten schon New York Times, Washington Post, Life, Time, Newsweek und Geo publizierten, verortet die in Thailand entstandenen Großformate aber exterritorial und somit allgemeingültig. Als Symbol globaler Metamorphosen zeichnet er in seinen visuellen Dreigestirnen gesellschaftliche Entwicklungen. Die dreiteiligen Tableaus sind somit, im besten und wortwörtlichen Sinn, Andachtsbilder. Wie Faltaltare ohne Scharniere entfalten die Bilder in der Gesamtheit neue, ungeahnte Perspektiven.

Polleross setzt Unterschiedliches, oft scheinbar Gegensätzliches in Kontext zueinander oder komplettiert Zusammengehöriges. Auf jeden Fall ergeben die komplexen Komponenten eine konspirative Conclusio. Buddhistische Schreine, spirituelle Geisterhäuschen, Räucherstäbchen, erotisierende Aphrodisiaka, Mönche, Phalli, Schmerzensdienerinnen, Ladyboys, Prostituierte in Schulmädchenuniformen oder billigen Miniröcken, die eigentlich breitere Gürtel sind, konkurrieren mit paradiesischen Landschaften, phänomenalen Tempeln, waghalsigen Wolkenkratzern und der Hölle, die meist die Menschen selbst sind. Sichtbar wird, was Bestand hat, Moden überdauert. (Gregor Auenhammer, 7.11.2015)