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Zumindest der Schein war schön: Vietnams Protokollbeamte richteten vor dem Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping in Hanoi einen makellosen Fahnenvorhang ein, dieser sprach in seiner Rede von "revolutionärer Freundschaft". Tatsächlich bleibt das Konfliktpotenzial zwischen den Staaten aber hoch.

Foto: APA / EPA / Honag Nam-Dinh

Hanoi/Peking – Statt Streit gab es zwar höfliche Worte – doch kaum war Chinas Präsident Xi Jinping am Freitag wieder aus Vietnams Hauptstadt Hanoi abgereist, taten sich wieder die alten Gräben zwischen den beiden Nachbarn auf.

Xi hatte beim Besuch von einer "Geschichte der revolutionären Freundschaft" und der guten Nachbarschaft zwischen den beiden Staaten gesprochen. Die Bande seien eng genug, um auch "Störungen" zu überstehen, sagte er weiter bei seiner Rede vor der vietnamesischen Nationalversammlung. Doch tatsächlich hatte es in der jüngeren Geschichte vor allem Streit zwischen den beiden Staaten gegeben – zuletzt besonders über das Südchinesische Meer.

Blick auf Nationalstolz

Weite Teile des Gebietes, in dessen Meeresboden nicht nur Erdölvorkommen, sondern auch weitere Bodenschätze vermutet werden, beanspruchen sowohl Peking als auch Hanoi für sich. Beide argumentieren mit angeblich historischen Rechten, beide Regierungen befeuern den Nationalstolz.

Hanoi sucht daher in der Frage Verbündete. Neben den USA, die ihr Waffenembargo gelockert haben, findet es diese nun auch in Chinas Rivalen Japan. Kaum war Xi abgereist, verkündeten japanische Agenturen den bevorstehenden Besuch eines japanischen Kriegsschiffes für ein gemeinsames Manöver vor Vietnams Küste.

Xi reiste anschließend nach Singapur weiter. Dort sollte er am Samstag mit Taiwans Präsident Ma Ying-jeou zusammenkommen. Das Treffen gilt als historisch, es ist das erste der Staatsoberhäupter Chinas und Taiwans seit 1949. (mesc, red, 6.11.2015)