Bukarest – Eine Woche nach dem verheerenden Brand in einer Diskothek in der rumänischen Hauptstadt Bukarest ist die Zahl der Todesopfer auf 45 gestiegen.

Ein Patient starb am Sonntagnachmittag, nachdem ein Versuch, den Verletzten in die Schweiz auszufliegen, abgebrochen worden war. 17 Minuten nach dem Start des Krankentransports in Bukarest erlitt der Patient einen Herz-Atem-Stillstand, so dass die Maschine nach Bukarest umkehrte, wo der Verletzte starb.

Drei weitere Menschen erlagen am Sonntagvormittag ihren Verletzungen. Am Samstag waren es insgesamt neun neue Todesopfer. Dutzende Verletzte des Unglücks schwebten am Sonntag immer noch in Lebensgefahr.

Bürgermeister festgenommen

Nach den Disco-Besitzern wurde auch der zuständige Bezirksbürgermeister festgenommen. Die anhaltende Wut der Bevölkerung wurde durch neue Vorwürfe geschürt, die Behörden hätten bei der Versorgung der Verletzten versagt.

Das Feuer war am vorvergangenen Freitag während eines Konzerts offenbar durch Feuerwerkskörper ausgelöst werden, die Brandschutzvorkehrungen waren mangelhaft. "Warum hat Rumänien nicht sofort internationale Hilfe angefordert?", hieß es am Sonntag die Zeitung "Gandul". Die rumänischen Krankenhäuser seien durch die Aufnahme von mehr als 140 Verletzten überfordert gewesen.

Schwerverletzte verlegt

Erst am Samstag waren 18 Schwerverletzte in Kliniken in Belgien, den Niederlanden und Österreich verlegt worden. Am Sonntag sollten nach Angaben des Verteidigungsministeriums zwei weitere Verletzte nach Großbritannien und Ungarn gebracht werden. Die ersten beiden Wochen gelten bei der Behandlung von Verbrennungsopfern als lebensentscheidend. Rund hundert Brandopfer sind insgesamt noch in Krankenhäusern.

Die drei Besitzer der Disco Colectiv waren am Dienstag festgenommen worden. Ihnen wird wegen Missachtung der Brandschutzvorschriften fahrlässige Tötung vorgeworfen. Samstagabend wurde überdies der zuständige Bezirksbürgermeister Cristian Popescu Piedone wegen Amtsmissbrauchs für 30 Tage in Untersuchungshaft genommen.

Der rumänische Präsident Klaus Iohannis hatte nach dem folgenschweren Brand eine "Inkompetenz der Behörden" gebrandmarkt und ein Ende der Korruption gefordert. Nach Massenprotesten als Reaktion auf das Unglück war Ministerpräsident Victor Ponta am Mittwoch zurückgetreten. Doch auch am Freitag trugen landesweit etwa 15.000 Rumänen ihre Wut über Missstände und Korruption auf die Straßen. Am Samstag demonstrierten wieder 3.000 Menschen in Bukarest für einen tiefgreifenden Wandel in ihrem Land. "Rumänien, wach auf", riefen sie auf dem Universitätsplatz der Hauptstadt. (APA, 8.11.2015)