Venedig – Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, wird wegen rassistischer Aussagen kritisiert. Nachdem Jugendliche in einem Vandalenakt das elektrische System einer Straßenbahn beschädigt hatten, rief der Bürgermeister Eltern auf, ihre Kinder besser zu erziehen. "Wir müssen uns von Leuten unterscheiden, die noch auf Bananenbäumen leben", sagte der parteilose Mitte-rechts-Politiker. "Man muss die Regeln respektieren. Venedig ist eine offene Stadt und wird es auch bleiben, doch wir schreiben die Regeln: Schluss mit der Politik der Toleranz."

Brugnaros Worte sorgten für eine Welle der Empörung. "Brugnaro muss sich wegen seiner rassistischen Aussagen entschuldigen", verlangte der Linkspolitiker Nicola Pellicani.

"Wir sind keine Wilden"

Brugnaro beharrt dagegen auf seinen Aussagen. "Ich bestätige, dass wir unsere Kinder besser erziehen müssen, weil wir nicht wie die Primitiven auf Bäumen leben. Wir sind keine Wilden", betonte das Stadtoberhaupt, das für seine exzentrische Art und politisch inkorrekte Aussagen bekannt ist. Fast kein Tag vergeht, ohne dass Brugnaro, Gründer der erfolgreichen Arbeitsvermittlungsgesellschaft Umana und Eigentümer eines venezianischen Basketballteams, für Auseinandersetzungen sorgt.

Umweltschutzverbände kritisieren den im Juni gewählten Bürgermeister – ein guter Freund von Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi –, weil er sich offen auf die Seite der Kreuzfahrtgesellschaften stellte, die weiterhin ungehindert mit ihren Schiffen in der Lagune verkehren wollen.

Schulbücher entfernt

Brugnaro hat in der Vergangenheit auch wegen seiner klaren Ablehnung von Homo-Ehen international für Kritik gesorgt. Sein Beschluss, getreu seinem Wahlversprechen, 49 Bücher aus Schulen und Bibliotheken entfernen zu lassen, die gleichgeschlechtliche Familienbeziehungen darstellen, empörte unter anderem die britischen Pop-Ikone Elton John. "Das schöne Venedig versinkt tatsächlich, aber nicht so schnell wie der rüpelhafte, bigotte Brugnaro", schrieb Elton John, der zwei Kinder mit seinem Partner David Furnish hat, die von einer Leihmutter zur Welt gebracht wurden. (APA, 8.11.2015)