Belgrad – Einer der prominentesten Journalisten und Medienunternehmer Serbiens, Aleksandar Rodic, hat die Regierung der massiven Zensur bezichtigt und will sich dem Druck nicht mehr beugen. "Ich sage die Wahrheit: Die Medien in Serbien sind nicht frei und unterliegen großem Druck", schrieb der Besitzer der Zeitung "Kurir" am Sonntag in seinem Blatt.

Die Regierung bedrohe die Journalisten und deren Familien, damit sie jede Kritik an Ministerpräsident Aleksandar Vucic verhinderten, heißt es in der über drei Zeitungsseiten reichenden Anklage. 80 Prozent derMedien seien angepasst und "verschönern die Realität".

"Das hat zur Autozensur geführt wie niemals zuvor in unserer jüngeren Geschichte. Die Journalisten bieten überhaupt keine kritischen Themen mehr an. Man weiß nicht, wer in der eigenen Redaktion unter welchem Druck oder Erpressung steht", heißt es in dem aufsehenerregenden Text weiter. Er und seine Zeitung, immerhin eines der auflagenstärksten Blätter in diesem Balkanstaat, seien bisher auch ein Teil dieses Systems gewesen, räumte Rodic ein. Er forderte alle Medien auf, "sich von der Angst zu befreien, denn nur so können wir Journalisten werden. Dort, wo die Angst aufhört, fängt der Journalismus an." (APA, 8.11.2015)