Wien – Subtiles und Grelles – nahe beieinander beim Festival Wien Modern: Im Konzerthaus haucht sich das Klangforum Wien mit den Neue Vocalsolisten Stuttgart (Dirigent Tito Ceccherini) durch Salvatore Sciarrinos Carnaval, eine Ansammlung von instrumentalen und vokalen Diskretionen. Im Rabenhof wird – bei Whatever Works (Musik: Manuela Kerer und Arturo Fuentes; Libretto: Dimitré Dinev) – grotesk-comichaft dem Aufklärerischen gehuldigt.

Es geht um Katastrophenhilfe. Die nicht uneitle UN-Kommissarin (Shira Karmon) bittet die trinkfeste Außenministerin (grandios Sarah Maria Sun) um Hilfe. Nicht einfach. In revueartiger Form treten dann auch Fahrer, Terroristen und die Hilfeempfangenden hinzu. Bei 40 Grad vermögen Letztere schließlich aber mit den dicken Jacken nicht viel anzufangen.

Beschwerende Plattheiten

Es wäre hier zu Aspekten wie "Bürokratie", "Korruption" und "medialer Schein" etwas herauszuholen gewesen. Auf fast allen Ebenen des Werks (und seiner Umsetzung) jedoch beschweren Plattheiten. Es dominieren triviale Dialoge mit bescheidenem Erkenntnismehrwert. Biegen sie vom Thema ins Private der Figuren ab, geht es schnell um so Gewichtiges wie die Treue von Hämorrhoiden.

Die Regie von Michael Scheidl, die mit punktuellem Einsatz von Filmelementen (Verdopplung der Figuren) eine Technik in der Hand hatte, um szenische Verdichtung zu erzeugen, knebelt sich eher selbst durch lahmen Ab- und Aufbau. Das Stück zerfällt.

Auch die Musik regiert das Nummernrevuehafte: Abseits von kurzen hübschen Loungemomenten und – als Kontrast – widerborstigem Instrumentaleinsatz (konzentriert das Ensemble Phace mit Dirigent Simeon Pironkoff) erschallen naive Versuche, Stile übereinanderzuschichten. Auch eine Coverversion von Queens We Are the Champions oder die Habanera aus Bizets Carmen geraten in den Strudel dieses Trivialismus. (tos, 9.11.2015)