Nach zweieinhalb Jahren könnte Beate Zschärpe ihr Schweigen brechen.

Berlin/München – Seit zweieinhalb Jahren steht Beate Zschäpe vor Gericht. In dieser Zeit hat sie kein einziges Wort gesprochen, nicht einmal am ersten Tag ihre Personalien angegeben. Doch nun gibt es eine Wendung: Am morgigen Mittwoch will die Hauptangeklagte im NSU-Prozess erstmals vor dem Oberlandesgericht München aussagen.

Allerdings wird die 40-Jährige nicht selbst das Wort ergreifen. "Frau Zschäpe wird sich am Mittwoch durch mich äußern. Sie wird nicht persönlich sprechen. Ich werde eine Erklärung abgeben", kündigte ihr Verteidiger Mathias Grasel an. Offen ist jedoch, ob Grasel danach auch Fragen der übrigen Prozessbeteiligten im Namen von Zschäpe beantworten wird.

Zschäpe wird vorgeworfen, gemeinsam mit den verstorbenen Gesinnungsgenossen Uwe B. und Uwe M. die rechtsterroristische Vereinigung NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) gegründet zu haben. Die Bundesanwaltschaft macht sie für zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle mitverantwortlich.

Mordserie

Die Mordserie ereignete sich zwischen 2000 und 2007. Die Opfer waren neun Kleinunternehmer mit Migrationshintergrund und eine deutsche Polizistin. Die mutmaßlichen Täter, Uwe B. und Uwe M., nahmen sich am Tag ihrer Verhaftung am 4. November 2011 das Leben. Zschäpe stellte sich vier Tage später der Polizei, nach jahrelangem Leben im Untergrund.

Zu anhaltendem Schweigen vor Gericht haben Zschäpe ihre drei Pflichtverteidiger Anja Sturm, Wolfgang Stahl und Wolfgang Heer geraten. Doch in Justizkreisen spricht man seit Längerem darüber, dass die Angeklagte diese Strategie nicht mehr durchziehen will. Sie hat im Frühjahr einem psychiatrischen Gutachter erklärt, dass sie darunter leide.

Erst vor Kurzem bekam sie einen vierten Pflichtverteidiger, Mathias Grasel. Zu ihm hat sie Vertrauen, das Verhältnis zu Stahl, Heer und Sturm ist zerrüttet. Mit Spannung wird nun erwartet, ob Zschäpe weitere Personen nennt, die an den Taten beteiligt gewesen sein könnten und ob sie über Kontakte zum Verfassungsschutz aussagt. (bau, 9.11.2015)