Es geht um "Dr. Mabuse, der Spieler, Teil 1: Der große Spieler. Ein Bild der Zeit" aus dem Jahre 1922. Rudolf Klein-Rogge ist Dr. Mabuse.

Foto: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Linz – Schurken gibt es im wirklichen Leben und auf der Leinwand. Dort avanciert ein Oberbösewicht in den 1920ern zur Blaupause für alle weiteren Darstellungen des hypertrophen Bösen: Dr. Mabuse, der Spieler basiert auf Motiven des gleichnamigen Bestsellers – ursprünglich ein Fortsetzungsroman in der Berliner Illustrirten Zeitung -, den Norbert Jacques geschrieben hatte.

Schon bald interessierte sich der seit 1918 in Berlin lebende Wiener Fritz Lang für den Stoff. Gemeinsam mit seiner Frau Thea von Harbou verfasste er das Drehbuch zum Stummfilm, der wegen seiner Länge in zwei Teilen in die Kinos kam: Der erste im April 1922 mit dem Untertitel Der große Spieler – Ein Bild der Zeit, der zweite nur einen Monat danach als Inferno, ein Spiel vom Menschen unserer Zeit.

Schurkerei statt Heilung

Schon die Titel deuten es an: Nichts weniger wollte Lang, als die Epoche auf den Punkt bringen. Dr. Mabuse (gespielt von Rudolf Klein-Rogge) ist ein berühmter Psychoanalytiker, der den verzweifelten Menschen Heilung verspricht, aber in Wirklichkeit als raffinierter Verbrecher und Hypnotiseur von Börsenbetrug über Falschmünzerei und Spionage bis zu Mord jede Schurkerei im Sinn hat.

Lang betonte selbst immer den dokumentarischen Charakter des Films – nicht zuletzt dadurch, dass der Regisseur in der ursprünglichen, verlorenen Fassung zu Beginn kurze Wochenschauschnipsel vom Kapp-Putsch, von Straßenschlachten oder der Ermordung Rathenaus eingebaut hatte. Tatsächlich changiert der Film zwischen den Genres: ein fantastischer Kriminalfilm mit Grusel- und Thriller-Elementen, Großstadtrealismus, gemischt mit Expressionismus.

Das Linzer Cinematograph zeigt in den kommenden Wochen alle beiden Teile des ersten Mabuse-Films sowie die von den Nationalsozialisten verbotene Tonfilmfortsetzung Das Testament des Dr. Mabuse (von 1932). (Gerhard Dorfi, 10.11.2015)