Mit der Open Source-Version von TensorFlow sollen sich einfache neurale Netzwerke trainieren lassen.

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Die Forschung an künstlicher Intelligenz ist ein zunehmend dichter beackertes Feld. Einer der Vorreiter ist Google, wo man unter anderem auf Deep Learning setzt. Dabei lernt ein Algorithmus etwa anhand der Zuweisung von Begriffen zu zahlreichen Bildern und mithilfe künstlicher neuraler Netzwerke, Dinge zu identifizieren, die er vorher noch nicht gesehen hat. Je mehr Daten analysiert werden können, desto intelligenter wird das System.

Auf diesem Wege ist es möglich, dass etwa Google Photos beim Eintippen eines Suchbegriffes die entsprechenden Objekte auf Bildern des Nutzers erkennen kann. TensorFlow heißt die Deep Learning-Engine, auf der alles fußt. Google hat sie nun teilweise zu Open Source erklärt, berichtet Wired.

Fortschrittlich

Der Schritt erfolgt in der Hoffnung, die Entwicklung künstlicher Intelligenz damit schneller voranzutreiben. Außenstehende können ihr Wissen und ihren Code einbringen und somit die Technologie verbessern – wovon der Konzern im Gegenzug ebenfalls profitiert.

TensorFlow ist nicht die erste Deep Learning-Engine, deren Quellcode frei zugänglich ist. Sie gilt aber als eine der fortschrittlichsten, wenn nicht sogar die fortschrittlichste von allen. Chris Nicholson, der mit Skymind ein Start-up in eben jenem Bereich leitet, ist der Ansicht, dass Google der Konkurrenz aktuell fünf bis sieben Jahre an Entwicklung voraus ist. Laut Jeff Dean, der Googles Deep Learning-Abteilung mit aufgebaut hat, beherrscht TensorFlow auch andere Lernmodelle.

In C++ geschrieben

Alles gibt der Konzern freilich nicht preis und auch Zugang zur aufwändigen Hardware-Infrastruktur hinter dem Projekt wird nicht gewährt. Nichtsdesto trotz wurde nun ein Teil der wohl bedeutendsten Software des Konzerns in die "Freiheit" entlassen. TensorFlow wird dazu genutzt, neurale Netzwerke aufzubauen, zu trainieren und zum Einsatz zu bringen. Man kann es nutzen, um Anwendungen "schlauer" zu machen, in dem man sie mit Bilderkennung, Spracherkennung oder Übersetzungsfähigkeiten erweitert.

TensorFlow selbst wurde in C++ geschrieben, Anwendungen für die Technologie lassen sich aber auch in Python verfassen. Die Open Source-Community, so die Hoffnung, könnte die Bandbreite in Zukunft erweitern. Zum Beispiel auf Google Go oder Java.

Nur für Betrieb auf einem Rechner ausgelegt

Veröffentlicht werden außerdem ein paar Beispiel-Netzwerke und Algorithmen, etwa zur Erkennung von Fotos oder Handschrift. Dies soll es ermöglichen, die Netzwerke anhand frei verfügbarer Daten weiter zu trainieren.

Ausgelegt ist die quelloffene Variante von TensorFlow darauf, auf einem Rechner zu laufen. Sie kann mehrere Grafikeinheiten ansprechen, es ist aber nicht möglich, in einem Computernetzwerk zu operieren. Google hat allerdings angedeutet, dass sich dies zukünftig ändern könnte.

Richtungswechsel

Die Veröffentlichung, so Wired, zeigt dabei einen Richtungswechsel bei dem IT-Giganten an. Mit diesem Schritt geht man der Entwicklergemeinde im Bereich des Maschinenlernens entgegen, denn dort hat sich längst eine Open Source-Kultur etabliert. Während ältere Software von Google stark an dessen Infrastruktur angepasst ist, wurde die KI-Engine stets mit Blick auf eine eventuelle Öffnung entwickelt, auch wenn einige Bestandteile Firmengeheimnis bleiben werden.

Das Open Source-Projekt wird von Google selbst verwaltet. Der Code steht unter Apache 2-Lizenz und kann für beliebigen Bedarf genutzt werden. TensorFlow ist nicht zu verwechseln mit dem Start-up Deepmind. Dieses ist zwar mittlerweile Teil von Google, setzt allerdings auf eine andere KI-Engine. (gpi, 09.11.2015)