Salzburg – Die vom Dachverband Salzburger Kulturstätten angestoßene Diskussion um eine Bewerbung Salzburgs als Europäische Kulturhauptstadt 2024 entzweit die vier in der Stadtregierung vertretenen Parteien. Während SPÖ und ÖVP strikt gegen eine Kandidatur auftreten, sind Bürgerliste und Neos von der Idee durchaus angetan.
Notwendige Dynamik
Die Bewerbung könne einen Anstoß zu einer breiten Diskussion "über die Lebensbereiche Kultur, Mobilität, Wohnen und Arbeiten" sein, sagt die Kultursprecherin der Neos, Kornelia Thöni. Die Debatte könnte endlich "die dringend benötigte Dynamik in unsere Stadt bringen".
Ganz anders argumentiert Karoline Tanzer. Die ÖVP-Gemeinderätin ist Vorsitzende des Kulturausschusses im Gemeinderat. Das Projekt wäre nicht nachhaltig, außerdem wäre Salzburg mit den Festspielen ohnehin jeden Sommer Kulturhauptstadt. Fazit: "Ein klares Nein."
Strohfeuer
"Ein Strohfeuer", warnt auch Bürgermeister und Kulturressortchef Heinz Schaden (SPÖ) im STANDARD-Gespräch. Man müsse mit Kosten von bis zu 100 Millionen Euro rechnen. Schaden sei 2024 nicht mehr im Amt, er wolle ein Präjudiz dieser Größenordnung nicht verantworten.
Dazu komme: Wenn man Graz 2003 und Linz 2009 betrachte, müsse man fragen: "Was ist geblieben?" Gleichwohl Schaden – selbst gebürtiger Grazer – einräumt, dass seine Herkunftsstadt vom Projekt Kulturhauptstadt doch profitieren konnte.
Keine Prestigebauten
Das von Schaden ins Treffen geführte Kostenargument stimme so nicht, sagt der Kultursprecher der Bürgerliste Bernhard Carl. Anders als beispielsweise in Graz wären in Salzburg keine teuren Kulturbauten mehr notwendig. Es gehe vielmehr um die Gesamtentwicklung der Region.
Entscheidung 2018
Nach Graz und Linz ist Österreich 2024 zum dritten Mal an der Reihe, eine europäische Kulturhauptstadt auszurichten. Neben der Debatte in Salzburg hat auch schon Bregenz Interesse an einer Bewerbung angemeldet. Der innerösterreichische Wettbewerb wird 2018 über die Bühne gehen. Der Titel selbst ist ein Titel fast ohne Mittel. Die EU steuert gerade einmal 1,5 Millionen Euro bei. (Thomas Neuhold, 10.11.2015)