Kataloniens Regionalparlament hat also eine Resolution verabschiedet, die tatsächlich den Abspaltungsprozess von Spanien einleiten soll. Das bringt dem regionalen Ministerpräsidenten Artur Mas eine Verfassungsklage durch Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy ein. Sonst wird, zumindest vorerst, nichts passieren. Für beide Seiten – Barcelona wie auch Madrid – ist diese neueste Episode letztlich vor allem ein Thema, mit dem sich vortrefflich Wahlkampf machen lässt; schließlich wird am 20. Dezember landesweit gewählt.
Ob Mas' Vision über solch kurze Zeiträume hinausreicht, darf mittlerweile bezweifelt werden. Schon Ende September erhielten die Separatisten bei der Regionalwahl zwar die absolute Mandatsmehrheit – doch hätte Mas die Wahlarithmetik ausgeblendet, so hätte er gesehen, dass er die Mehrheit der Wähler nicht hinter sich hat. Die Separatisten wollen dennoch diesen Weg weitergehen, der allein auf die Hoffnung baut, Wut auf Madrid zu generieren. Eine große politische Vision sieht freilich anders aus.
Die katalanischen Wähler gehen nicht so leichtfertig um mit den Warnungen der EU-Kommission, denen zufolge die Unabhängigkeit das Ende der EU-Privilegien und der Euromitgliedschaft bedeuten könnte. Es war kontraproduktiv von Mas, solche Einwände als lächerlich abzutun, nun kann er aber aus seiner Nummer – so scheint es – nicht mehr heraus. Der Jäger könnte schon bald der Gejagte sein. (Gianluca Wallisch, 9.11.2015)