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Science goes Pop: Einer der Stargäste bei der Verleihung der Breakthrough-Preise war die Sängerin Christina Aguilera. Hilft das, junge Menschen für die Forschung zu interessieren? Ja, meint Preisstifter Juri Milner.

Foto: AP

Mountain View / Wien – Man kennt solche Fotos eigentlich nur von den großen Preisverleihungen des Showbusiness: Popstars wie Lana Del Rey, Christina Aguilera, Lily Collins oder Russell Crowe lassen sich auf dem roten Teppich in den üblichen Posen ablichten. Dahinter an der Wand die Schriftzüge, die den Event bewerben.

In diesem Fall steht da aber nicht Grammy oder Oscar, sondern "Breakthrough Prize in Fundamental Physics, Life Sciences, Mathematics". Tatsächlich treten neben den Hollywood-Zelebritäten auch einige echte Topstars der Forschung vor die Kamera, wie der Paläogenetiker Svante Pääbo oder der Mathematiker Ian Agol.

Ins Leben gerufen wurden die weltweit höchstdotierten Wissenschaftspreise 2012, Initiator ist der russische Internet-Investor Juri Milner. Mit dabei als Stifter sind weitere Silicon-Valley-Milliardäre wie Mark Zuckerberg von Facebook oder Sergey Brin von Google, die den Event für Forschungs-PR der etwas anderen Art nützen – und heuer auch zu einer Stichelei in Richtung Stockholm.

Da wäre einmal die Show, mit der man Wissenschaft inszenierte: Schauspieler und Drehbuchautor Seth MacFarlane und Grammy-Gewinner Pharrell Williams führten durch den Abend – in einem Nasa-Forschungszentrum auf dem Flugfeld der kalifornischen Kleinstadt Mountain View, wo Google seinen Hauptsitz hat.

Indirekte Nobelpreis-Kritik

Die Feier wurde auch im Fernsehen übertragen: "Wenn wir 50 bis 100 Millionen Zuseher erreichen, wird das viele junge Leute inspirieren", sagt Juri Millner. Forscher sollen also so berühmt gemacht werden wie Kim Kardashian oder David Beckham, merkte das Fachblatt "New Scientist" etwas ironisch an. Dem hält Milner entgegen: "Die Oscars und Emmys spielen auch eine wichtige Rolle dabei, um Schauspieler populär zu machen.

Damit die Seriosität gewahrt bleibt, haben die Stifter Ed Witten vom Institute for Advanced Study in Princeton zum Vorsitzenden der Jury gemacht, einen der einflussreichsten Physiker der Gegenwart. Doch ein Preis wurde auch ganz explizit zur Kritik an den traditionellen Wissenschaftsauszeichnungen – auch wenn man sich in den übrigen Fällen an die Konventionen hielt.

Die Preise in den Lebenswissenschaften gingen an die Miterfinder der Optogenetik, Karl Deisseroth und Ed Boyden, an den Paläogenetik-Pionier Svante Pääbo, die Genetikerin des Cholesterinstoffwechsels Helen Hobbs und den Alzheimer-Experten John Hardy.

Der Mathematiker Ian Agol gewann den einzigen in seiner Disziplin vergebenen Preis. Jener in der Physik wurde den gleichen Forschern zuerkannt wie der Nobelpreis – und doch nicht. Ausgezeichnet wurden nämlich nicht nur Arthur McDonald und Takaaki Kajita für die Entdeckung der Neurtrinoszillation: Sämtliche mehr als 1300 beteiligten Forscher dürfen sich die drei Millionen teilen. Millners Begründung: "Unser Preis würdigt die kollektive Anstrengung der Wissenschaft und sendet damit eine Botschaft an den Nobelpreis."

Fragt sich nur, ob diese Botschaft nicht doch mit Hollywoods Starprinzip kollidiert. (tasch, 10.11.2015)