Voitsberg – Mindestens drei Wochen wird die neue Planung rund um die Sprengung des standhaften Kesselhauses des Voitsberger Kohle-Dampfkraftwerks dauern. Christian Fiedler, Sprecher des Militärkommandos Steiermark, sagte, dass die Porr AG schon am Sonntag die weitere Zusammenarbeit mit den Heeres-Sprengstoffexperten bekräftigt habe. Man stehe nun aber vor einem "Neustart", alles müsse neu berechnet werden.
Bei den ersten genaueren Begutachtungen der Stahlträger am Kesselhaus hat sich herausgestellt, "dass einige Träger durch die angebrachten Schneidladungen glatt durchtrennt waren, einige geschwächt, an einigen war nicht die erwartete Wirkung erkennbar", teilte das Bundesheer am Nachmittag mit.
Die Experten haben sich mit hydraulischen Hebebühnen die mehr als 50 Träger auf den verschiedenen Sprengebenen von außen angesehen, hieß es in der Aussendung weiter. Einzelne Sprengladungen waren offenbar durch herumfliegende Teile der ersten gezündeten Sprengpakete noch vor der Detonation von den Stahlträger weggeschleudert worden. Daher hätten sie wohl nicht mehr ihre volle Wirkung erreicht. Die 1.760 Einzelsprengladungen waren innerhalb von zehn Sekunden zeitversetzt gezündet worden.
Für die Bevölkerung bestehe derzeit kein Risiko, doch das Betreten des Werkgeländes ist verboten, da immer wieder Teile herunterfallen können. Ein Umstürzen des Kesselhauses durch die Schwerkraft könne derzeit ausgeschlossen werden, teilte die Porr AG mit und ließ weiter wissen: "Zu den Kosten, die in Folge der nur zum Teil planmäßig erfolgten Sprengung verursacht werden, können wir derzeit keine Aussage machen, da eine seriöse Kostenschätzung erst nach Vorliegen der Begutachtungsergebnisse erstellt werden kann."
Indessen wurde am Montag Kritik aus den Reihen der steirischen Sprengungsunternehmen laut: "Das Bundesheer kann vieles sehr gut. Aber in diesem Fall hätte man echte Sprengprofis ans Werk gehen lassen müssen", teilte Wirtschaftskammer-Berufsgruppensprecher Richard Isele in einer Aussendung mit. Der Fehler an der missglückten Sprengung liege in der Abwicklung: "Das Gebäude wäre mit mehreren Teilsprengungen anstelle einer Sprengung sicher eingestürzt." Er forderte nun eine Ausschreibung an den Bestbieter. (APA, 9.11.2015)