Berlin/Wolfsburg – Die EU-Kommission hat VW in der Affäre um Abgaswerte eine Zehn-Tages-Frist gesetzt. Klima- und Energiekommissar Miguel Arias Canete habe Konzernchef Matthias Müller am Montag in einem Brief Fragen zu den "Unregelmäßigkeiten" bei der Messung der CO2-Emissionen übermittelt, teilte eine Behördensprecherin am Dienstag in Brüssel mit. VW hat demnach für die Antworten zehn Tage Zeit. Zuvor hatte bereits das "Wall Street Journal" online über den Brief berichtet.

VW solle mitteilen, welche Modelle von "diesen Unregelmäßigkeiten" betroffen sind, erläuterte die Kommission. Ferner will die Behörde wissen, um wie viel die Emissionen des klimaschädlichen Gases in der Vergangenheit zu niedrig angegeben wurden. Zudem soll Volkswagen unter anderem mitteilen, wann korrekte neue Typengenehmigungen für die betroffenen Modelle zu erwarten sind. Der Konzern war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Das Kraftfahrt-Bundesamt lässt den Kohlendioxid-Ausstoß von VW-Fahrzeugen überprüfen. Die Flensburger Behörde teilte am Dienstag mit, dass die Emissionen von allen Fahrzeugen neu ermittelt würden, die von Datenmanipulation betroffen seien. Volkswagen hatte vor Kurzem eingeräumt, dass die CO2-Werte von 800.000 Fahrzeuge falsch angegeben wurden.

Seitdem bekanntgeworden ist, dass in großem Stil Dieselabgaswerte manipuliert wurden, steckt Europas größter Autokonzern in der tiefsten Krise seiner Geschichte. In Europa ruft Volkswagen deshalb 8,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten. Weltweit ermitteln Behörden gegen den Konzern, Anwälte sammeln Munition für Schadenersatzforderungen.

VW-Hauptaktionär Porsche SE halbierte Gewinn

Der VW-Hauptaktionär Porsche SE hat indes bis Ende September den Konzerngewinn aus seiner VW-Beteiligung mehr als halbiert. Von Jänner bis September sei ein Konzernergebnis nach von 1,19 Milliarden Euro erzielt worden im Vergleich zu 2,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen heute, Dienstag, mitteilte.

Das Ergebnis sei durch die Aufwendungen im Zusammenhang mit der Dieselthematik belastet worden, erklärte die von den Familien Porsche und Piech kontrollierte Beteiligungsgesellschaft. Die Porsche SE hält 52,2 Prozent der VW-Stammaktien. Der Anteil am Kapital, zu dem auch stimmrechtslose Vorzugsaktien zählen, beträgt 30,8 Prozent.

Im Nachgang zu den VW-Mitteilungen über milliardenhohe Rückstellungen und finanzielle Risiken wegen des Dieselskandals hatte die Holding in den vergangenen Wochen mehrmals ihren Ausblick aktualisiert. Die Prognose für den Konzerngewinn hatte die Porsche SE Ende Oktober um zwei Mrd. Euro auf 0,8 bis 1,8 Milliarden Euro gesenkt. Diese Spanne bekräftigte das Unternehmen jetzt. Die Nettoliquidität verringerte sich bis Ende September auf 1,44 Milliarden Euro nach 2,27 Milliarden vor einem Jahr. (APA, Reuters, 10.11.2015)