In Kombination mit einem Smartphone soll das iPad Pro die Ablöse von PCs und Notebooks antreten, hofft Cook.

In Kürze wird Apple sein bisher größtes Tablet auf den Markt bringen. Das iPad Pro bringt es auf stolze 12,9 Zoll Display-Diagonale, hat ein Display mit sehr hoher Auflösung und unterstützt Apples neuen Eingabe- und Zeichenstift, den der Konzern schlicht Apple Pen getauft hat.

Beobachter attestierten dem Gerät, für welches ein Tastatur-Dock angeboten wird, erstaunliche Ähnlichkeiten zu Microsofts Surface. Und so wie Microsoft das Surface als Ersatz für Tablet und Notebook sieht, betrachtet auch Apple das iPad Pro als Alternative für traditionelle Rechner. Firmenchef Tim Cook sieht in einem Interview mit dem britischen "Telegraph" das Ende des PCs nahen.

Smartphone und iPad statt PC

Seine Einschätzung gibt Cook dabei recht deutlich kund. "Warum sollte man noch einen PC kaufen? Wirklich, warum würden Sie einen kaufen?", fragt er – und legt nach. "Ja, das iPad Pro ist für viele Menschen ein Ersatz für ein Notebook oder einen Desktoprechner. Sie werden anfangen es zu verwenden und zum Schluss kommen, dass sie daneben nichts anderes als ihr Smartphone brauchen." Dazu will man mit dem Gerät auch Grafiker, Designer und Menschen aus anderen kreativen Berufen für sich gewinnen.

Keine Angst vor Kannibalisierung

Dazu muss das iPad Pro allerdings dem negativen Tablet-Trend trotzen. Schon seit Längerem sinken die Verkaufzahlen der iPads. Ein weiteres Gerät könnte die kleineren Modelle noch stärker in Bedrängnis bringen. Zwischen den seit 2014 auf größeres Format gewachsenen iPhones, dem Zehn-Zoll-iPad und der Pro-Ausgabe könnte insbesondere das iPad Mini praktisch zerrieben werden.

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Das neue iPad Pro.
Foto: Reuters

Dass mit Kannibalisierung zu rechnen ist, gesteht auch Cook ein. Wer ein großes Smartphone hat, wird wahrscheinlich geringeres Interesse an einem kleinen Tablet haben, schätzt er. Dass die Nachfrage komplett wegbricht, schließt er jedoch aus. Die Kunden würden etwa gerne am Abend im Bett lieber am iPad Mini lesen, als auf ihrem Telefon.

Apple an Einstieg in Medizin-Bereich interessiert

Für die Apple Watch kündigt der Firmenchef einen neuen Verkaufsrekord für das laufende Quartal an – wenig überraschend, da hier das Weihnachtsgeschäft hineinfallen wird –, ohne aber konkrete Zahlen zu nennen. Er deutet an, dass es künftig ein Zusatzgerät für die Uhr oder ein eigenständiges Produkt geben könnte, das im medizinischen Bereich zum Einsatz kommen soll.

Die Smartwatch selbst will man nicht in dieses Geschäft bringen, da die dafür notwendigen strengen Auflagen und langwierigen Tests der Behörden für schnelle Innovationsschritte hinderlich wären.

Guter Start für Apple TV

Zuversichtlich zeigt er sich auch ob der ersten Verkäufe des neuen Apple TV. Die ersten Absatzzahlen seien "herausragend", meint Cook – erneut ohne Zahlen preiszugeben. Auch das Interesse der Entwickler sei groß und die Anzahl der Apps, die sich in Umsetzung für die Plattform befänden, deutlich über den Erwartungen. "Wir werden das Wohnzimmer komplett verändern", kündigt der Apple-CEO an.

Kritik an Snoopers' Charta

Sorgen bereiten ihm neue Gesetze in Großbritannien. Unter der sogenannten "Snoopers' Charta" wären Tech-Firmen und Provider verpflichtet, den Behörden unverschlüsselte Kommunikationsinhalte bereitzustellen, wenn sie dies über einen richterlichen Beschluss verlangen. Ein konkretes Verbot für Verschlüsselung sieht der Gesetzesentwurf zwar nicht vor, jedoch könnte es de facto sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung illegalisieren.

Davon, die Verschlüsselung für Behördenzugriff zu kompromittieren, hält Cook nichts. "Eine Hintertür steht jedem offen. Jeder will Terroristen bekämpfen, jeder will sicher sein. Die Frage ist: Wie? Eine Hintertür aufzusperren kann schwere Konsequenzen nach sich ziehen", erinnert Cook. Schaden würde es vor allen Dingen der Privatsphäre unschuldiger Leute, während Bösewichte ohnehin wüssten, wie sie derlei Maßnahmen umgehen könnten.

Vorstöße wie jenen in Großbritannien sieht er allerdings zum Scheitern verurteilt. Zum einen, weil die Welt großflächig vernetzt ist, und zum anderen, weil Verschlüsselung nicht regulierbar und weit verfügbar ist. (gpi, 10.11.2015)