Open Source-Entwickler schätzen die Teamarbeit.

Foto: CC0/Public Domain

Programmierer, die Erweiterungspakete in der weltweit genutzten, frei zugänglichen Programmiersprache "R" entwickeln, tun das nicht nur aus reiner Lust an der Entwicklung selbst. Diejenigen, die länger dabei bleiben, tun das aus innerem, wie auch aus äußerem Antrieb. Angesichts dessen, dass sie mit der Arbeit nichts verdienen, spielen soziale Aspekte eine große Rolle, zeigt eine Analyse.

Mit der Entwicklung der Programmiersprache "R", die zur statistischen Datenanalyse und zur Erstellung von Grafiken konzipiert ist, begann Kurt Hornik vom Institut für Statistik und Mathematik der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien gemeinsam mit anderen Forschern bereits im Jahr 1993. Seither ist sie zu einem der zentralen Elemente in der Statistik-Community geworden. "Es gibt kaum ein Statistik-Studium, wo man nicht 'R' lernt", erklärte Hornik. "R" habe sich gewissermaßen zur "Lingua franca" entwickelt.

8.000 Zusatzpakete

Abseits des internationalen Kernteams von knapp über 20 Wissenschaftern, das sich mit der Weiterentwicklung des "Basissystems" beschäftigt, gibt es unzählige andere Entwickler, die an Zusatzpakten arbeiten. Alleine auf dem zentralen Server dafür, der an der WU liegt, finden sich momentan ungefähr 8.000 solcher frei zugänglichen Pakete, etwa für spezielle Fragestellungen in verschiedensten Bereichen der Datenanalyse.

Manche Experten gingen von etwa zwei Millionen Nutzern weltweit aus, so Hornik, der nun zusammen mit Kollegen die Ergebnisse einer Erhebung darüber, warum sich Leute hier engagieren, in der Fachzeitschrift "PNAS" publiziert hat.

"Spaß an der Freude" und Zusammenarbeit

Die Forscher haben sich angesehen, wer an Paketen mitschreibt, wer verstärkt an Online-Diskussionen teilnimmt und wer auf einschlägige Konferenzen fährt. Theorien, die sich mit Fragen zur Teilnahme an Open Source-Prozessen befassen, gehen von zwei Formen der Motivation dazu aus: Unter der intrinsischen Motivation versteht man sozusagen den "Spaß an der Freude" – also die Art Motivation, die durch die reine Auseinandersetzung mit der Sache selbst entsteht.

Bei der extrinsischen Motivation kommen äußere Faktoren dazu, die ansprechend wirken. Im Open Source-Bereich sprechen manche Forscher davon, dass es auffordernd wirkt, wenn in einer Community Werte neu entstehen. "Wenn ich in einer solchen Gruppe ein wichtiger Teil bin, dann hat das einen Wert, der zwar nicht in Geld bemessen wird, aber trotzdem hoch genug ist, seine Freizeit dafür zu investieren", so Hornik. In den Online-Fragebögen beantworteten die etwa 1.00 teilnehmenden Programmierer auch Fragen zur Art der Arbeitsgestaltung und zu bestimmten Werthaltungen.

"Fun-Faktor"

Es zeigte sich, dass vor allem am Anfang des Engagements meist Eigeninteresse und -antrieb dominieren. Allerdings wird bei Leuten, die in vielen solchen Projekten mitarbeiten der "Fun-Faktor" dann teilweise abgelöst und entwickelt sich in Richtung professionelleres Interesse. Viele Experten werden dann auch zunehmend mit Fragen aus der Community konfrontiert, deren Beantwortung nicht nur Spaß macht. Die Entwicklung geht also von eher intrinsischer zu eher extrinsischer Motivation – es entsteht typischerweise eine Mischung aus beidem. "Das passt ja auch gut zu den Lebenszyklen von Leuten", so Hornik.

Angezogen werden besonders aktive Programmierer weniger von einzelnen Aufgaben, sondern von der Herausforderung, dass es für die Bewältigung einer Aufgabe ein gewisses Spezialwissen braucht. Außerdem werden viele durch die gemeinschaftlichen Aspekte der Tätigkeit angelockt. Es engagieren sich vor allem auch diejenigen, die etwas zur Wissensorganisation beitragen wollen – also dabei helfen wollen, dass neues Wissen entstehen kann. (APA, 10.11.2015)