Wien – 400 Mitarbeiter, große Ambitionen und viele Fragezeichen – das kalifornische Unternehmen Faraday Future (FF) sorgt derzeit für Spekulationen in der Autobranche. Umso mehr, seit es vergangene Woche seine Pläne für den Bau eines neuen, eine Milliarde Dollar teuren Autowerkes bekanntgegeben hat. Dessen Standort ist noch nicht bekannt, genauso wie viele andere Details. Klar ist nur: FF will anscheinend groß in den vielversprechenden Markt für elektrisch angetriebene Fahrzeuge einsteigen. 2017 will das Start-up ein erstes Modell präsentieren – schon drei Jahre nach seiner Gründung.
Die Entwicklung erfolgt quasi aus dem Stand heraus. Konkrete Entwürfe für ein E-Auto blieben die Firmenlenker noch ebenso schuldig wie Details zur Finanzierung der ambitionierten Pläne. Auch auf der Homepage finden sich außer einigen Ausführungen zur Firmenphilosophie kaum Informationen. Das treibt Spekulationen voran, woher das Geld für die umfangreichen Investitionen kommen könnte.
Apples Ambitionen
Als heißer Tipp gilt derzeit, dass Apple dem jungen Unternehmen finanziell unter die Arme greift. Der US-Konzern sitzt auf Barreserven in Höhe von knapp 200 Milliarden Euro und ist an Innovationen auf dem Gebiet sehr interessiert. Allerdings betreibt Apple mit dem Projekt Titan sein eigenes E-Auto-Konzept. Die Anzahl der damit befassten Entwickler steigt kontinuierlich, das erste Fahrzeug soll 2019 vorgestellt werden.
Auch Faraday Future ist bemüht, gute Köpfe sowohl aus der IT- als auch der Automobilbranche zu gewinnen. Bis Jahresende soll der Mitarbeiterstand auf 500 ausgebaut werden. Unter anderem wurden Spitzenkräfte von BMW, Audi, Mercedes und anderen Autoriesen abgeworben. Fast alle diese Konzerne haben selbst Ambitionen, den Markt für elektrische Mobilität zu erobern. Technologieexperten rekrutierte FF unter anderem von Google, Facebook sowie dem privaten Raumfahrtunternehmen Space X.
Tesla unter Druck
Am meisten Sorgen dürfte die Abwerbestrategie aber dem direkten Konkurrenten machen: Tesla, dem Luxushersteller im E-Auto-Segment. Laut einem Bericht des US-Magazins "Fortune" sind nicht nur einige FF-Topmanager frühere Tesla-Mitarbeiter, sondern auch viele Angestellte auf unteren Ebenen. Das von Elon Musk gegründete Unternehmen benötigte fünf Jahre, um das erste Fahrzeugkonzept zur Marktreife zu bringen und will heuer weltweit rund 50.000 Fahrzeuge verkaufen. (smo, 10.11.2015)