Marion Gruber und Christoph Leitner in ihrer Küche im zwölften Wiener Bezirk. Was ihnen hier abgeht, ist ein großzügiger Küchenblock und mehr Platz. Für die Architekten ist die Küche in erster Linie ein Ort des Zusammenkommens, den sie nicht als abgeschlossenen Raum verstanden wissen wollen. Wichtigstes Objekt in der Küche ist den beiden ihre Kaffeemaschine.

Foto: Nathan Murrell
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Foto: Nathan Murrell

Bevor wir vor sechs Jahren zusammen in eine Wohnung im zwölften Bezirk gezogen sind, hatten wir beide lange Zeit in WGs gewohnt. Dort ist die Küche ein ganz besonderer Ort. Sie ist, und das gilt wohl für alle Küchen, der sozialste Raum, der Ort, an dem man zusammenfindet. Manchmal entzünden sich in ihr natürlich auch die Konflikte.

Wenn wir ein Haus oder eine Wohnung planen, betrachten wir die Küche in der Regel nicht als eigenen, abgeschlossenen Raum zum Kochen. Für uns ist eine Küche immer auch Wohn- und Lebensraum. Das sehen nicht alle so. Manchmal will ein Bauherr die Möglichkeit haben, die Küchen- türe hinter sich zu schließen, um Geschirr- und Topfberge sozusagen unsichtbar machen zu können und Gerüche auszusperren. In unserem Denken ist die Küche das Zentrum in einem häuslichen Umfeld. Klar hat das mit archaischen Dingen zu tun, mit Lagerfeuer etc. Das hört man ja immer wieder.

Küche zum Kochen oder Showroom?

Ohne Wohnzimmer kann man durchaus leben. Ohne Küche nicht. Außer man ernährt sich nur von Fastfood und Takeaway. Als wir unser Büro in der Wohnung hatten, mussten wir uns überlegen, auf welchen Raum wir am ehesten verzichten könnten. Und so warfen wir für eine Zeitlang das Wohnzimmer über Bord und machten es zum Büro.

Wenn man einen Bauherrn besser kennenlernt und etwas über seine Gewohnheiten und Bedürfnisse erfährt, kommt man schnell darauf, was eine Küche für ihn können muss. Wie viel Zeit verbringt er in der Küche? Kocht er gern? Kocht er oft? Manche essen gern vor dem Fernseher. Für andere ist die Küche ein Showroom, und sie kochen selbst so gut wie gar nicht. Da scheiden sich die Geister. Ist aber auch okay.

Ein Fehler bei der Planung von Küchen ist, von vornherein zu wenig Budget zu veranschlagen, was die Geräte betrifft, denn diesbezüglich kommt immer noch ein Dampfgarer oder sonst irgendwas hinzu, das man irgendwo noch gesehen hat. Eine Küche kostet einfach viel Geld.

Küchen sind darüber hinaus etwas sehr Zeitgeistiges. Zurzeit sind Hochglanzoberflächen sehr angesagt. Ob diese immer praktisch sind, ist die andere Frage, die es zu stellen gilt. Uns geht es in erster Linie darum, Funktion und Design optimal zu verbinden. Dabei kommt es durchaus vor, dass ein Bauherr oder eine Baufrau etwas sehr Spezielles haben möchte und kein Argument gegen diesen Wunsch zulässt. Wir haben einmal eine Küche geplant, für die sich die Auftraggeber eine sehr extravagante, grün marmorierte Natursteinplatte aussuchten. Als wir die Platte sahen, fragten wir nur, wie man auf dieser Arbeitsfläche seine Salatblätter wiederfinden könne. So etwas muss man positiv sehen, es macht das Ganze noch individueller.

Abläufe & Prozesse

Man sollte sich vor allem in der Küche auf das Wesentliche besinnen und sich nicht zu sehr von Bildern in Hochglanzmagazinen lenken lassen. Es macht viel mehr Sinn, in Abläufen und Prozessen zu denken. Eine Küche funktioniert wie eine Werkbank. Man kocht, man schneidet, man geht zum Kühlschrank. Das alles sind Bewegungen, die sich ständig wiederholen. Was nützt einem der schönste Küchenblock, wenn man alle zwei Minuten um ihn herumlaufen muss? Eine Küche muss funktionieren. Noch komplexer als die Küche ist nur die Planung des Bades. Wenn ein Auftraggeber heutzutage sagt, was er alles im Bad haben möchte, dann müsste der Raum zumeist mindestens 30 Quadratmeter groß sein.

Platz zum Wuseln

Die perfekte Küche beginnt in unserer Vorstellung mit einer Kochinsel in einem großzügigen und offenen Raum. Ofen, Dampfgarer etc. verbergen sich in einer Funktionswand und werden aufs erste Hinschauen gar nicht wahrgenommen. Ein inspirierender, großzügiger Blick nach draußen wäre ein weiteres Merkmal, das wir unserer Wunschküche zuschreiben würden.

Unsere Küche misst circa zwölf Quadratmeter. Das heißt, sie ist in jedem Fall sehr klein und nicht besonders gemütlich. Auch für unsere Tochter bleibt nicht viel Platz zum Herumwuseln. Und beim Kochen stehen einem die Gäste im Rücken. Das ließe sich mit einer freistehenden Insel ebenfalls vermeiden. Dafür liegt die Küche wirklich im Zentrum unserer Wohnung. Von ihr aus geht es auf der einen Seite ins Wohnzimmer, auf der anderen Seite in den Garten. Was das Wichtigste in der Küche ist? Definitiv die Kaffeemaschine.

Obwohl es unser Beruf ist, verschiedenste Räume zu planen, würden wir uns ein Haus oder eine Küche vielleicht von einem anderen Architekten planen lassen. Wir stellen uns das sehr spannend vor. Wenn ein Architekt sein eigenes Haus plant, was selten genug vorkommt, ist das wahrscheinlich eine Lebensaufgabe. Das fängt schon bei der Küche an. (Michael Hausenblas, RONDO, 13.11.2015)