Ruffboards – ein Social Business, das mit Exhäftlingen arbeitet.

Foto: Heribert Corn

Wien – "Niemand weiß so genau, wo Sportgeräte wirklich herkommen, wer sie produziert und wie dort mit der Umwelt umgegangen wird", wird auf der Homepage von Ruffboards kritisiert. Bei dem jungen Wiener Longboard-Hersteller weiß man es: Die rollenden Bretter werden hier von Exhäftlingen umweltschonend aus alten Snowboards hergestellt.

Ruffboards ist Teil einer wachsenden Zahl an Unternehmen, die eine positive gesellschaftliche Wirkung als ihr Ziel auserkoren haben. 1200 bis 2000 dieser sogenannten Social Businesses soll es laut einer in der vergangenen Woche präsentierten Studie geben, die die Wirtschaftsuniversität Wien im Auftrag der Förderagentur AWS, des Sozialministeriums und des Rats für Forschung und Technologieentwicklung durchgeführt hat.

Social Business zeichnet sich laut Definition, die die Studienautoren Michael Meyer und Peter Vandor mit Kollegen erarbeitet haben, dadurch aus, dass sie neben der unternehmerischen Lösung für ein soziales Anliegen auch tatsächlich auf Markteinkünfte verweisen können. Die Teilhabe der Mitarbeiter an der positiven Wirkung und begrenzte Gewinnausschüttung sind Soll-Kriterien.

Darunter fallen nicht nur Initiativen wie Magdas Hotel der Caritas, wo vorwiegend Flüchtlinge arbeiten, sondern auch Start-ups, die ökologische Produkte anbieten, und etablierte Player im Gesundheitswesen. Die Umsätze liegen zwischen einigen zigtausend und sechs Millionen Euro. Die Studienautoren erwarten bis 2025 durchschnittlich 160 Neugründungen in diesem Bereich in Österreich pro Jahr.

Allerdings kämpfen die Gründer mit dem Umstand, dass in diesem Bereich die Finanzierungsmöglichkeiten noch besonders dünn gesät sind, Know-how und Vernetzung fehlen. Bestehende Rechtsformen seien für die jeweiligen Unternehmensgegenstände oft nicht optimal, und die Bürokratie lege Hürden in den Weg. Die Studienautoren empfehlen Maßnahmen wie entsprechende Förderstrukturen, Zugang zu Risikokapital, kombinierte Bildungsangebote zwischen Markt und Sozialem und das Anpassen rechtlicher Regeln für einfachere Gründungen in diesem Bereich.

Trotz der positiven Entwicklung gibt Studienautor Meyer aber auch eine Warnung mit auf den Weg: "Soziales Unternehmertum ist nicht die Lösung für alle sozialen Probleme. Es wird niemals die Verantwortlichkeit des Staates ersetzen. Es wird niemals ersetzen, dass gewinnorientierte Unternehmen verantwortlich agieren müssen und dass wir alle uns als Bürger engagieren."

Und was wünschen sich die Gründer? Man solle spezielle Förderangebote für soziale Unternehmen entwickeln, um deren "manchmal unorthodoxen Zugang nicht zu verhindern, sondern zu unterstützen." (pum, 12.11.2015)