Bild nicht mehr verfügbar.

Auf Franz Beckenbauers Vita fallen die Schatten der Korruption.

Foto: apa/epa/weissbrod

Weltmeister als Spieler (1974), Weltmeister als Trainer (1990), Weltmeister im Organisieren einer Weltmeisterschaft (2006), aber offenbar nur Kreisklasse im recht verluderten Geschäft, zu dem der Weltfußball verkommen zu sein scheint. Sollte es sich bewahrheiten, dass Franz Beckenbauer, der "Kaiser" aus München-Giesing, nach dem mutmaßlichen Kauf der WM 2006 für Deutschland quasi eine rauchende Pistole in Form eines einschlägigen Vertragskonzepts mit seiner Unterschrift zurückgelassen hat, dann wirft das ein ziemlich unschönes Licht auf eine bislang fast makellose 70-jährige Vita.

Zum Kaiser wurde der Sohn von Postobersekretär Franz Beckenbauer sen. und dessen Gattin Antonie, als er sich 1968 in Wien neben einer Büste von Franz I. ablichten ließ. Dabei sammelte Beckenbauer erst danach den meisten Lorbeer, darunter sechs Meisterschaften, sechs Europacupsiege, einen EM-Titel und zwei WM-Triumphe – als Spieler und Trainer.

Das Privatleben des Werbedarlings und vierfachen Bambi-Preisträgers verlief zwangsläufig recht öffentlich. Beckenbauer ist zum dritten Mal verheiratet und hat fünf Kinder. Das jüngste, seine einzige Tochter, ist zwölf Jahre alt. Sohn Stephan erlag erst im Juli 46-jährig einem Gehirntumor – ein brutaler Schlag für den achtfachen Großvater, der schon lange in Österreich und seit 2006 in Salzburg lebt.

Als reiferer Mann hat der einstige Stratege des Bayern-Spiels zuweilen seine fast sprichwörtliche Eleganz vermissen lassen. Etwa als Amnesty International über Arbeitssklaverei in Katar berichtete. Er habe beim WM-Gastgeber von 2022 nicht einen Sklaven gesehen, "also die laufen alle frei rum, weder in Ketten gefesselt noch mit irgendwelcher Büßerkappe am Kopf".

Dass nicht alles bis ins Letzte durchdacht ist, was die "Lichtgestalt" so sagt, wenn die Tage lang und die Scheinwerfer hell sind, fiel schon früher auf, als Beckenbauer noch regelmäßig Spiele und die ballesterische Weltlage analysierte. Nicht anders verhielt es sich mit seiner Kolumne in der Bild. Dass sich seine Hauspostille gestern in Person ihres Sportchefs vom "langjährigen Freund" abwandte, widerspricht der Botschaft, die Beckenbauer 1967 bei einem Ausflug ins Gesangsfach verbreitet: "Gute Freunde kann niemand trennen." Weiter im Text noch ein Rezept, das Beckenbauer angesichts der aktuellen Brösel besser nicht beherzigt hätte: "Lass uns nicht lange reden, wir tun, was uns gefällt." (Sigi Lützow, 10.11.2015)