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Über Wladimir Putins Töchter wird derzeit heftig spekuliert.

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Jekaterina Wladimirowna Tichonowa, Profitänzerin und Tochter der russischen Präsidenten. Das Bild stammt aus dem April 2014.

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Putin mit seiner damaligen Frau Ludmila während einer orthodoxen Osterfeier 2011 in Moskau.

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Moskau – Zur Scheidung vor zwei Jahren wurde Ehefrau Ludmila noch einmal vor die Kameras geschleppt. Im Kreml durfte sie sich in Begleitung ihres Gatten das Ballett "Esmeralda" ansehen, nachdem sie zuvor jahrelang an seiner Seite gefehlt hatte. In der Pause gaben die Putins dann vor dem Staatsfernsehen ihre eigene Tragikomödie. Putin erklärte freudestrahlend das gemeinsam beschlossene Ende der Ehe nach fast 30 Jahren, und Frau Ludmila echote pflichtbewusst, die Ehe sei "abgeschlossen", nachdem die Kinder aus dem Haus seien.

Spekulationen um Putins Kinder

Doch wo sind diese Kinder, die inzwischen 30 beziehungsweise 29 Jahre alt sind? Seit Jahren gibt es hartnäckig Spekulationen um Heiraten und Karrieren der beiden Putin-Töchter Maria und Jekaterina, die ebenso hartnäckig vom Kreml-Pressedienst dementiert werden. Die letzten offiziellen Fotos stammen aus dem Vorschulalter, als sie noch Mascha und Katja gerufen wurden.

Seit Putins Einzug in den Kreml wurde die Familie hermetisch abgeschirmt. Aus der Moskauer Deutschen Schule, wo die Töchter bis dahin lernten, wurden sie herausgenommen. Später hieß es auf Nachfrage lediglich, sie seien in Russland.

Tochter als Rock-'n'-Roll-Tänzerin

Doch Anfang des Jahres berichtete der "Kommersant"-Journalist Oleg Kaschin über die jüngere der beiden Putin-Töchter, die inzwischen als Jekaterina Wladimirowna Tichonowa sowohl die russische Sportbranche als auch die Wissenschaftswelt aufmischte. Tichonowa soll jahrelang halbprofessionell Turniertänze im Rock 'n' Roll betrieben haben und später auch als Funktionärin aufgetreten sein.

Dann habe sie als Generaldirektorin des bis dahin völlig unbekannten Wissenschaftsfonds Innopraktika einen Developmentauftrag für die Moskauer Lomonossow-Universität an Land gezogen, schrieb Kaschin. Der Auftrag für den Bau neuer Labore, aber auch elitären Wohnraums hat Expertenschätzungen zufolge einen Wert von 1,7 Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro). Die Vergabe eines solchen Großauftrags an eine junge Frau ohne jegliche Referenzen ist für die an jahrzehntelanges Karrierebuckeln gewöhnte russische akademische Welt ein unerhörter Vorgang.

Identität bestätigt

Trotz der Indizien versickerte die Geschichte damals im Sand. Nun hat die Nachrichtenagentur Reuters ihn wieder aufgewirbelt. Unter Berufung auf den Vorstandschef der Gazprombank, Andrej Akimow, bestätigte sie die Identität Tichonowas als Putins Tochter. Ihr Ehemann soll demnach der Milliardär Kirill Schamalow sein, dessen Vater Nikolaj Schamalow als alter Putin-Vertrauter gilt und Anteile der Großbank Rossija hält.

Kirills Schamalows Vermögen setzt sich laut Reuters vor allem aus Anteilen eines Gas- und Petrochemiekonzerns zusammen, die er von Gennadi Timtschenko, einem anderen Langzeitvertrauten Putins, erworben habe. Genauere Angaben zum Unternehmen gibt es nicht, dafür ein pikantes Immobiliendetail: Das junge Paar soll auch eine Villa in Biarritz im Wert von 3,7 Millionen Dollar besitzen. Angesichts des Eifers, mit dem Putin seinen Beamten den Besitz ausländischen Vermögens austreiben will, eine Meldung mit Brisanz.

Kein Wunder, dass sich der "Kronzeuge" für Tichonowas Identität, Akimow, verschreckt mit einem Dementi zurückmeldete. "Mit Staunen und Unverständnis" habe er die Information gelesen, die ihm zugeschrieben werde, ließ der Bankier seinen Pressedienst ausrichten. Reuters allerdings beharrt auf seiner Version. "Akimow wurde beim Gespräch aufgezeichnet. Wir meinen, dass unsere Wiedergabe des Gesagten völlig korrekt ist", so die Agentur.

Akimow, der in den 90er-Jahren in Wien die Finanzgesellschaft IMAG GmbH leitete und dabei auch mit Timtschenko in Verbindung gekommen sein soll, gilt als gut vernetzt im Kreml. Das Ausplaudern von Interna dürfte dem Ex-Geheimdienstoffizier Putin allerdings nicht gefallen.

Ärztin in Moskau

Auch über Putins ältere Tochter gibt es derweil Neuigkeiten. Sie soll als Ärztin in einem Endokrinologie-Zentrum in Moskau arbeiten. Das Zentrum führt ein Hilfsprogramm für kranke Kinder durch, das von der Alfa-Gruppe um Milliardär Michail Fridman gefördert wird. Sie selbst ist demnach mit dem niederländischen Geschäftsmann Jorrit Joost Faassen verheiratet. Die Betroffenen wollten diese Meldung allerdings nicht kommentieren.

Dass das Herumstochern im Privatleben Putins für Medien nicht ungefährlich ist, musste 2008 die Boulevardzeitung "Moskauer Korrespondent" erfahren, die von der angeblich bevorstehenden Hochzeit Putins mit der Turn-Olympiasiegerin Alina Kabajewa berichtete. Putin schimpfte über Journalisten, die ihre "Schnupfnasen in private Angelegenheiten" steckten, und kurz darauf wurde die Zeitung geschlossen. (André Ballin aus Moskau, 11.11.2015)