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Die Wirtschaftskrise hat Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.
Infolge der globalen Wirtschaftskrise und der darauffolgenden Sparmaßnahmen ist die Suizidrate in den ärmsten Ländern der Eurozone stark gestiegen ist. Das belegt eine Studie von Nikolaos Antonakakis, Webster Vienna Private University, und Alan Collins, University of Portsmouth. Geht es nach den Autoren, ist die Schuldenkrise der Eurozone im Begriff, sich in eine Gesundheitskrise zu verwandeln.
Die Forscher untersuchten die direkten Zusammenhänge der Suizidraten mit den Auswirkungen von Einkommenseinbußen, Kürzungen der Staatsausgaben und Jugendarbeitslosigkeit, berichtete die Wiener Privatuniversität am Mittwoch. So verursache jedes Prozent Rückgang beim BIP mitsamt den dadurch bewirkten Lohnkürzungen in den schwachen Ländern der Eurozone einen 0,9-prozentigen Anstieg der Selbstmordrate durch alle Altersgruppen hindurch.
Fehlende Perspektive
Weiters zeigte sich, dass Auswirkungen bei der Kürzung von Staatsausgaben am meisten die männliche Population im Alter zwischen 65 und 89 Jahren betreffen. Im Zeitraum 2011 bis 2012 verübten in der Eurozone 2.325 Männern dieser Altersgruppe Suizid als direkte Auswirkung der Sparpolitik auf ihre Lebenssituation. "In den fünf Jahren massiver Sparpolitik (2009 bis 2014) begingen 4.555 Männer zwischen 65 und 89 aus Gründen wie Pensions- oder Lohnkürzungen Suizid", heißt es von der Universität.
Aber auch junge Männer zwischen zehn und 24 Jahren verübten Selbstmord – Tendenz steigend – als direktes Resultat der europäischen Sparpolitik, schreiben die Studienautoren. Die fehlende Perspektive bei arbeitslosen Jugendlichen sei einer der Hauptgründe für den Freitod. Eine einprozentige Anstiegsrate der Jugendarbeitslosigkeit spiegle sich in einem 1,48-prozentigen Anstieg der Suizidrate in dieser Altersgruppe wider. So nahmen sich allein in den Jahren 2011 und 2012 175 Männer im Alter von zehn bis 24 Jahren das Leben.
Frauen weniger stark betroffen
Bei Frauen im Alter zwischen 24 und 44 konnte ebenfalls ein Anstieg der Selbstmordrate seit Beginn der Sparpolitik festgestellt werden, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Ist der Hauptgrund für männlichen Suizid oft in der Arbeitslosigkeit zu finden, ist es bei Frauen meist eine Scheidung, die sie aus der Bahn wirft und ihnen die Perspektiven nimmt.
"Diese Zahlen sind alarmierend und sollten ein Weckruf für die Politik sein", betonte Antonakakis. "Die Sparpolitik hat viele Regierungen weit tiefer und länger als nötig in die Rezession schlittern lassen, mit langfristigen Konsequenzen für Wohlstand und Gesundheit der Bevölkerung." (APA, 11.11.2015)