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Rauch über Sinjar am Donnerstag.

Foto: APA/AFP/SAFIN HAMED

Bagdad – Kurdische Peschmerga-Kämpfer haben bei einer Großoffensive gegen die Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) nach eigenen Angaben Teile der strategisch wichtigen Stadt Sinjar im Irak zurückerobert. Auch drei Dörfer in der Nähe seien am Donnerstag eingenommen worden, nun würden die Islamisten aus der Stadt vertrieben, teilte die internationale Militärallianz mit. Der von jesidischen Milizen unterstützte Angriff am frühen Morgen wurde von Bombardements der US-Luftwaffe unterstützt.

Sinjar liegt an einer Hauptstraße, die die IS-Hochburgen Mossul im Irak und Raqqa in Syrien verbindet. Zudem ist die Stadt von symbolischer Bedeutung: Der IS hatte bei der Einnahme im August 2014 Tausende Jesiden getötet, versklavt und vergewaltigt. Die Gewalt war der Anstoß für die USA, in den Konflikt einzugreifen.

US-Militärkreise gehen von mehrtägigen Kämpfen aus

An der Offensive waren insgesamt rund 7.500 Kämpfer beteiligt. Geleitet wurde der Angriff vom Präsidenten der Kurden im Nordirak, Massud Barsani. Ein Sprecher des US-Militärs erklärte, es seien zwar amerikanische Militärberater anwesend. Sie hielten sich jedoch weit weg vom Kampfgeschehen auf. Die Zahl der IS-Kämpfer in der Stadt wurde mit 600 angegeben. Ein zweiter US-Sprecher schätzte, dass allein bei den Luftangriffen am Donnerstag bis zu 70 Islamisten getötet worden seien.

Aus US-Militärkreisen verlautete, die Stadt werde vermutlich in zwei bis vier Tagen fallen. Eine weitere Woche werde wohl benötigt, um sie zu sichern.

Die Offensive wurde seit Wochen erwartet, verzögerte sich jedoch immer wieder wegen ungünstiger Wetterbedingungen und Spannungen zwischen den einzelnen beteiligten Gruppen. Viele Jesiden werfen den irakischen Kurden vor, sie nicht geschützt zu haben, als der IS im vergangenen Jahr die Region überrannte. Schließlich wurden tausende Mitglieder der Volksgruppe von einem syrischen Teil der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in Sicherheit gebracht. Noch immer befinden sich tausende Jesiden in der Gewalt des IS. Die Islamisten betrachten sie als Teufelsanbeter. (APA, 12.11.2015)