Rom – Die italienischen Behörden haben ein mutmaßliches internationales Terrornetzwerk aufgedeckt, das von Südtirol aus agiert haben soll: 17 Haftbefehle wurden gegen mutmaßliche Jihadisten erlassen, sie sollen einer Terrorgruppe angehören, teilte eine Polizeisprecherin mit.

Sechs Personen wurden in Italien festgenommen, einen siebenten lokalisierten die italienischen Ermittler im Irak. Vier Personen wurden in Großbritannien und drei in Norwegen festgenommen, teilten die Carabinieri mit. Einige Verdächtige sollen bei Kämpfen im Irak und in Syrien gestorben sein.

Durchsuchungen fanden außer in Südtirol auch in den italienischen Provinzen Parma und Brescia sowie in Norwegen und Großbritannien statt. Laut Polizeichef Giovanni Governale erstreckte sich das Netzwerk auch auf Deutschland, die Schweiz und Finnland.

Auch Islamist Mullah K. festgenommen

Die Extremisten sollen unter anderem geplant haben, norwegische Diplomaten anzugreifen, um ihren Chef Mullah K. freizubekommen. Der Mitbegründer der irakischen Islamistengruppe Ansar al-Islam, die auf der Terrorliste der USA und der Uno steht, lebt in Norwegen. Der umstrittene Prediger war erst vor wenigen Monaten aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er eine knapp dreijährige Haftstrafe wegen Bedrohung mehrerer Personen, darunter Norwegens Regierungschefin Erna Solberg, verbüßt hatte. Er wurde im Rahmen der europaweiten Anti-Terror-Aktion festgenommen. Gegen 16 Kurden und einen Kosovaren, die Anhänger des 59-jährigen Mullah K. sein sollen, wurden Haftbefehle erlassen.

Festgenommen wurde auch Abdul Rahman N., der von Südtirol aus fundamentalistische Kämpfer rekrutiert haben soll. In seiner Wohnung in Meran fanden laut Polizei Geheimtreffen von Fundamentalisten statt. Die Wohnung sei ein Treffpunkt von Personen gewesen sein, die Jihad-Kämpfer werden wollten. Die Rekrutierung erfolgte demnach mittels Internetpropaganda.

Alfano begrüßt Razzia

Innenminister Angelino Alfano begrüßte die Razzia. "Italien ist ein Land, das mit der Gefahr des internationalen Terrorismus konfrontiert ist, weil wir Mitglieder der großen internationalen Koalition sind, die sich gegen den 'Islamischen Staat' einsetzt. Italien hat jedoch viel Vorbeugungsarbeit geleistet, die funktioniert", sagte Alfano.

Die islamische Gemeinschaft in der Region Trentino-Südtirol verurteilte die fundamentalistische Propaganda. "Jegliche Form illegaler Aktivität, wie die Rekrutierung von Kämpfern, ist ein Schaden für die islamische Gemeinschaft in Italien und im ganzen Westen. Jede Form von Fundamentalismus ist uns fremd", sagte der Präsident der islamischen Gemeinschaft und Imam von Trient, der Syrer Abdoulkheir Breigheche. (APA, 12.11.2015)