Frankfurt – Die AUA-Mutter Lufthansa streicht wegen des Flugbegleiter-Streiks am Freitag 941 Flüge. Betroffen seien rund 111.000 Passagiere, sagte ein Konzern-Sprecher am Donnerstag. Damit summiere sich die Zahl der zuletzt annullierten Verbindungen auf 4.700. Betroffen vom Ausstand seien seit Ende voriger Woche gut eine halbe Million Fluggäste.

Im Tarifstreit bei der AUA-Mutter Lufthansa bleiben die Fronten verhärtet. In dem seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt geht es neben vielen anderen Punkten um die Altersversorgung für die 19.000 Kabinenangestellten bei der Lufthansa.

Der Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO, Nicoley Baublies, rief die Mitarbeiter für Freitag zu einer Kundgebung vor der Firmenzentrale in Frankfurt am Main auf. Die Demonstration richte sich gegen die "Führungskultur" bei der Lufthansa, teilte Baublies am Donnerstag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Einen Bericht der "Bild"-Zeitung, wonach neue Streiks drohten, wies er zurück.

Auf der Kundgebung am Freitag um 12 Uhr vor der Lufthansa-Zentrale am Flughafen in Frankfurt am Main werde er erklären, wie es im Tarifkonflikt weitergehe, sagte Baublies der Nachrichtenagentur AFP.

Auf die Gewerkschaft zubewegt

Auch die Lufthansa blieb im Tarifkonflikt hart und sah UFO am Zug. "Wir haben der UFO ein gutes Angebot gemacht, was es für unsere Flugbegleiter ermöglicht, die Altersvorsorge zu erhöhen", sagte Personalvorstand Bettina Volkens im ZDF-"Morgenmagazin". Lufthansa habe sich auf die Gewerkschaft zubewegt, verbesserte Angebote gemacht und auch die Schlichtung angeboten. Dies habe UFO bisher aber abgelehnt.

Volkens bekräftigte, dass die Lufthansa lösungsbereit sei. "Am Ende wird es Kompromisse geben", sagte sie. "Wir sind optimistisch, dass es klappt." Es gehe letztlich aber darum, dass die Lufthansa ihre Kosten senke und damit auch in der Zukunft wettbewerbsfähig bleibe.

Die Gewerkschaft UFO hatte die Flugbegleiter mehrfach zu Streiks aufgerufen, aktuell bis Freitag. Am vergangenen Freitag gab es die ersten Ausstände. In dem Tarifkonflikt geht es UFO unter anderem um die Sicherung der Betriebs- und Übergangspensionen für die Begleiter.

Vor Gericht

Die Lufthansa versuchte auch am Donnerstag weiter, den Ausstand gerichtlich verbieten zu lassen. Das Landesarbeitsgericht in Düsseldorf verhandelte am Nachmittag den Berufungsantrag der Lufthansa, nachdem das Arbeitsgericht den Streik der Flugbegleiter am Düsseldorfer Flughafen am Mittwoch genehmigt hatte.

Das Arbeitsgericht in Darmstadt hatte den Ausstand der Gewerkschaft in Frankfurt am Main und München bereits Dienstagnacht für rechtens erklärt. In einer ersten Entscheidung am Dienstag hatte das Arbeitsgericht Düsseldorf den Streik in Düsseldorf für einen Tag – den Dienstag – dagegen für nicht rechtens erklärt. Gegen diese Entscheidung legte UFO am Donnerstag Widerspruch ein.

Über 100.000 Passagiere betroffen

Sollte der Ausstand wie geplant bis Freitag um Mitternacht fortgesetzt werden, wäre er der längste in der Unternehmensgeschichte. Die Schäden bezifferte Volkens in der "Bild"-Zeitung auf einen deutlichen zweistelligen Millionenbetrag. Auch am Donnerstag fielen in Frankfurt am Main, München und Düsseldorf wieder zahlreiche Flüge aus. Insgesamt annullierte die Airline 933 Verbindungen, rund 107.000 Passagiere waren davon betroffen. Auch für Freitag kündigte die Lufthansa Flugstreichungen an – um wie viele es sich handelte, war am Donnerstagnachmittag noch unklar. (APA, 12.11.2015)