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Ein Impresario für die Technikgemeinde: Steve Jobs' Produktpräsentationen wurden als Spektakel inszeniert.

Foto: Universal/AP

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Universal Pictures

Wien – Über Steve Jobs' Rolle als Visionär, über sein Zerwürfnis mit dem Apple-CEO John Sculley im Jahr 1985 und seine Rückeroberung von Apple in den 1990ern, über seine Erfolge als Pixar-Gründer und größter Disney-Aktionär, über iMac, iPod, iPhone und die Fusion von Zen und Technik ist so viel nachgedacht worden, dass es ziemlich verwegen erscheint, drei Jahre nach Jobs' Tod einen Spielfilm über ihn ins Kino zu bringen. Auch ein unerschrockener Drehbuchautor wie Aaron Sorkin (The Social Network, The West Wing) mag diesen Druck gespürt haben, aber er scheint ihn einfach an die Erzählung weitergegeben zu haben.

In drei Akten, die in je 40-minütiger Quasi-Echtzeit auf den Auftakt dreier Produktvorstellungen durch Steve Jobs (Michael Fassbender) zusteuern, mischen Sorkin und Regisseur Danny Boyle verbürgtes und fiktives Material, Anekdoten und wortreiche Erfindung, spitzen zu und verwandeln dabei den Stoff der Jobs-Biografie von Walter Isaacson in ein Drama, das dem Apple-Nerd so viel Spaß machen kann wie dem technikferneren Kinogänger.

Wie ein Theaterstück

Boyle hat den Film von seinem Ensemble erarbeiten lassen wie ein Theaterstück, mit langen Probezeiten für die Schauspieler, um ihn dann mit seiner kinetischen Kamera in chronologischer Reihenfolge zum Teil an Originalschauplätzen zu drehen. So minimalistisch das Personen-Universum ist, so verschwenderisch ist Boyle umgekehrt mit seinen optischen Mitteln, immer auf der Suche nach einem Kick oder einer Rückblende, die die Dramen weiterpushen könnte.

Dreimal führt Boyle auf den wechselnden Bühnen dieselben Figuren und damit dieselben Themen zusammen: Steve Wozniak (Seth Rogen), der um die Anerkennung der Leistungen aus den Gründertagen ringt, Apple-CEO Sculley (Jeff Daniels) in wechselnden Rollen als Vaterersatz und Hassobjekt, die Marketingchefin Joanna Hoffman (Kate Winslet) als Verkörperung des Realitätsprinzips – und als privates Gegengewicht Jobs' erste Tochter Lisa und ihre Mutter Chrisann Brennan (Katherine Waterston).

Wunsch nach maximaler Kontrolle

In der Auseinandersetzung mit dieser Vaterschaft, die Jobs lange nicht anerkennen wollte, spiegelt sich das am tiefsten gehende Motiv: die "Programmierung" von Jobs selbst, wie es einmal heißt, in den Urszenen als adoptiertes und mehrfach abgelehntes Kind, das diese Konstellationen immer wieder neu (und auch bei anderen) herstellt. Doch Boyle und Sorkin leiten Jobs' Wunsch nach maximaler Kontrolle nicht allein daraus ab, sondern füllen parallel das Drama mit so viel verbaler Energie, Witz und Wut, dass sich die Erzählungen ineinander zu spiegeln beginnen, als immer neue Versionen voneinander.

Der Glaube des Films, dass in dieser Wiederholung schließlich auch ein Potenzial fürs Durcharbeiten und Verstehen liegt, mag sentimental sein, aber das Leben kennt nun mal eigene Updates, die man nicht selbst programmiert hat – auch das von Steve Jobs. (Robert Weixlbaumer, 12.11.2015)