Wien – Der Krach, die Körper und das Rauschen. Drei junge Frauen entern die Bühne des großen Wuk-Saals und bringen etwas mit, das im Englischen "Noise" genannt wird. Die Choreografinnen-Tänzerinnen Deborah Hazler, Nanina Kotlowski und Olivia Schellander nennen ihr neues gemeinsames Stück, während dessen einem am Freitag und Samstag Herz, Augen und Ohren aufgehen könnten, Noise for Nothing.
Lärm ist Chaos – wie beim Bildschirmrauschen (engl. "white noise") -, Störung von Harmonie, aber auch ein Konzept der Provokation. Besonders wenn es um sinnlos erscheinenden Krach geht. Das allein wird, trotz des zwiespältigen Titels, in dieser Performance wohl nicht der Fall sein. Denn die Künstlerinnen zielen auf die Vieldeutigkeit des Begriffs "noise" in Bezug auf den menschlichen Körper.
Hazler, Kotlowski und Schellander haben sich vor drei Jahren in ihrer überzeugenden Arbeit offnature reichlich ironisch mit dem voyeuristischen Blick auf den weiblichen Körper befasst. Auch da ging es um Verhaltensweisen des Störens. Was jetzt passiert, ist einen Schritt weiter gedacht: Da gerät nun der Körper allgemein in ein Knistern und Flimmern oder Lärmen.
Dieser Körper wird unordentlich und fehlerhaft abstrahiert. So vollzieht er sinnlose Bewegungen und Aktionen – passend zu dem Projekt "Social Glitch" des Kunstraums Niederösterreich, in dessen Programm Noise for Nothing integriert ist.
Nächste Woche, am 20. 11., ist im Wuk dann auch eine zweite "Social Glitch"-Performance zu erleben: Far-Flung's future von Ursula Endlicher. Darin geht es um die ambivalenten Beziehungen zwischen Mensch und Computer.
Wie bei Endlicher muss man sich auch bei dem Noise for Nothing-Trio auf einige Überraschungen gefasst machen. Kann gut sein, dass hier bestimmte Erwartungen gestört werden. Dass es etwa gegen nihilistische Lärmbelästigung geht und eher um chaotisierende Prozesse in den verborgenen Tiefen der kulturellen Wahrnehmung. (Helmut Ploebst, 12.11.2015)