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Alessandro Schöpf, 1,78 Meter groß, ein torgefährlicher Mittelfeldspieler, hat Ambitionen.

Foto: APA/ ERWIN SCHERIAU

Wien – Das Paradies für einen ambitionierten und talentierten österreichischen Fußballer ist momentan Alicante. In Spanien bereitet sich das A-Team auf das freundschaftliche Treffen am 17. November gegen die Schweiz vor. Der Vorhof ist klarerweise Bad Erlach bei Wiener Neustadt. Die U21-Auswahl hat in der Asia-Therme ihr Quartier aufgeschlagen. Am Freitag reist sie per Bus ins nahe Wien, um sich am Abend in der Generali Arena mit dem finnischen Nachwuchs zu messen (18 Uhr). Die Generali Arena ist sozusagen der Vorhof zum Happel-Stadion. Am Dienstag wird in Fürth gegen Deutschland gekickt. "Finnland ist die Pflicht, Deutschland die Kür. Wir müssen mit breiter Brust auftreten", sagt Alessandro Schöpf (21).

Der offensive Mittelfeldspieler von Nürnberg sitzt selbstverständlich im Bus. Schöpf ist laut Teamchef Werner Gregoritsch "ein außerordentlicher Fußballer und Mensch. Es ist eine Freude, ihn zu trainieren." Der ÖFB-Nachwuchs ist mit drei Siegen (zweimal Aserbaidschan, einmal Russland, Torverhältnis 13:3) in die Quali für die EM-Endrunde 2017 in Polen gestartet. Nur die neun Gruppensieger sind fix dabei, die vier besten Zweiten streiten im Playoff um zwei weitere Plätze. Gregoritsch: "Es ist sehr schwierig. Schwieriger als bei den Großen."

Schöpf würde sich nicht "als Großer" bezeichnen. "Ich bin in der Entwicklung, will überzeugen, mich etablieren und aufdrängen, immer 100 Prozent geben. Schafft man das, ergibt sich der Rest von alleine." Anders ausgedrückt: "Es kommt, wie es kommen soll, oder kommen muss." Schöpf stammt aus Umhausen im Ötztal. Der Bub litt natürlich nicht an einem medizinisch nachweisbaren Gendefekt, aber er war ein bisserl anders als der gewöhnliche Tiroler. "Die Freunde haben die Skier mit ins Bett genommen, ich den Fußball." Der Vater, ein Bankkaufmann, und die Mutter, eine selbstständige Kosmetikerin, akzeptierten das, unterstützen Alessandro. "Sie sind immer hinter meinen Entscheidungen gestanden." Jeder Fußballer müsse seinen eigenen Weg finden. "Es gibt kein Patentrezept, man kann es auch daheim schaffen, die Nachwuchsarbeit funktioniert."

Sein Karriere ist eine für Österreich überhaupt nicht untypische. Er hat nie ein Bundesligaspiel bestritten, wurde im BNZ Tirol aufgenommen, übersiedelte im Alter von 15 Jahren zu Bayern München. 2012 wurde er in die zweite Mannschaft gehievt, in 63 Partien erzielte er 22 Treffer. Den Sprung in den Kader der Großen hat er nicht gepackt. "Das hat zu keinem Knacks geführt. Die Bayern sind ein Wahnsinnsverein, sie gewinnen die Champions League, haben den Meistertitel praktisch abonniert." Schöpf wechselte im Sommer 2014 zu Nürnberg, er hat einen Vertrag bis 2018. "Ein wichtiger Schritt, ich kam von der vierten in die zweite Liga, diese Niveausteigerung kam goldrichtig." Binnen kürzester Zeit reifte er zum Stammspieler, zur Stütze.

Demut und Respekt

Schöpf liebäugelt ganz leicht mit der Aufnahme ins EM-Aufgebot für Frankreich. "Trainer Gregoritsch wird sich mit Marcel Koller sicher austauschen. Ich kann nur entscheiden, was auf dem Platz passiert." Demut, Teamgeist, Geduld und Respekt seien Tugenden, "die ein Fußballprofi haben muss. Schließlich darf er seinen Traum leben. Du musst in Zeiten des Erfolgs am Boden bleiben."

Als Vorbild nennt er Andrés Iniesta von Barcelona. "Eine Augenweide." Da ein Ötztaler dem Witz nicht abgeneigt ist, sagt er: "Iniesta schießt weniger Tore als ich." Im A-Team ist selbstverständlich Zlatko Junuzovic gesetzt. "Das wäre meine Lieblingsposition. Auch er ist ein Vorbild, Junuzovic hat eine tolle Karriere hingelegt. Dort will ich auch einmal hin."

Die Generali Arena ist der Vorhof. Sie wird gegen Finnland mäßig besucht sein, die U21 hat sich mit leichtem Widerwillen an die Leere gewöhnt. "Man sollte mehr Werbung machen, die Leute anstacheln." Das Paradies, sagt Schöpf, sei nahe, "hoffentlich". (Christian Hackl, 13.11.2015)