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Durch den Anbau verschiedener Salatvariationen kann die kurze Sommersaison für die Gärtner etwas entzerrt werden: Glashäuser sind dafür natürlich Voraussetzung.

Foto: AP / Ronald Wittek

Wien – Der letzte Sommer war nicht einfach für die Gärtnereien, erzählt Michael Wehofer, Vorstand für Marketing und Verkauf bei LGV-Frischgemüse. Die Pflanzen reagierten außergewöhnlich stark auf das für sie anstrengende Wetter. Weil es in den Glashäusern sehr heiß wurde, zeigten die Pflanzen typische Hitzeschäden wie Fehler an der Schale (bei der Gurke), oder sie stockten beim Wuchs, wie beim Paprika zu beobachten war. Hitzeparadeiser reiften nicht richtig aus.

Selbst die Hummeln, erzählt der Chef des größten österreichischen Gärtnereien-Zusammenschlusses, machten ihren Job nicht wie gewohnt. Das wirkte sich wiederum negativ auf die Befruchtung aus, und das wiederum führte dazu, dass die Erntemengen von Woche zu Woche stark schwankten. Um 570 Tonnen weniger Erträge, ein Minus von etwa zehn Prozent, hatten die LGV-Gärtner deshalb bei den verschiedenen Gemüsen.

Bewässerungssysteme

Da angenommen werden kann, dass so heiße Sommer in Zukunft häufiger werden, müssen viele Maßnahmen gesetzt werden, damit die Ernte nicht verdörrt, bestätigt Karin Weigel, Geschäftsführerin vom Bundesverband der österreichischen Gärtner. Ein Bewässerungssystem im Glashaus sei gang und gäbe; eine Beschattung in den Glashäusern, die einen Anstrich mit weißer Farbe aufs Dach bekommen, auch.

Die Hitze im Sommer treffe die Gemüsegärtnereien mehr als etwa den Zierpflanzenanbau und die Baumschulen. Denn die Hauptzeit für das Geschäft mit den Zierpflanzen ist der Frühling. In den Baumschulen habe man aber des Öfteren Probleme mit dem Grundwasserspiegel.

Typische Familienbetriebe

Für die Gemüsegärtnerei LGV – in ihr sind 108 Gärtnerfamilien, vor allem aus Wien und Niederösterreich, vertreten – bedeutet dies, dass verstärkt auf Spezialitäten gesetzt wird, die eventuelle Mengenausfälle bei klassischen, saisonalen Produkten kompensieren können: Minigurken, Melanzani oder Ochsenherzen-Paradeiser. Bei solchen Spezialitäten kann man auch höhere Preise verlangen als etwa mit Kopfsalat in der Salatsaison, erläutert Wehhofer.

Wegen der hohen, hitzebedingten Output-Schwankungen im Sommer beginnen die Gärtner, ihre Geschäftssaison zu entzerren und damit zu verlängern. Sie bauen jetzt mehr winterharte Sorten und typisches Winterlagergemüse an: Vogerlsalat, Zeller, Karfiol, Kohlrabi oder Kraut in allen Variationen. Die LGV erwartet heuer einen Jahresumsatz von 68 Millionen Euro, immerhin acht Prozent mehr als im Vorjahr.

Landflucht der Gärtner

Trotzdem ist zu beobachten, dass es immer weniger der typischen Gärtnereien gibt, die im Familienverbund geführt werden. 2010 – da war die letzte Gartenbauerhebung – gab es 1414 Gartenbaubetriebe, in denen 5822 sogenannte "familieneigene Arbeitskräfte" beschäftigt waren. Dazu kommen, insbesondere im arbeitsintensiven Sommer, knapp 7000 Saisonniers. Zwischen 2004 und 2010 gaben 30 Betriebe auf; 27 Hektar der oft stadtnah oder gar in der Stadt gelegenen Anbaufläche gingen verloren.

Der Großteil dieser Betriebe befindet sich in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. In den anderen Bundesländern hat der gärtnerische Gemüsebau wenig Bedeutung.

Die LGV, die nach Angaben von Wehofer "offen für neue Betriebe" ist, zählt nach Eigenangabe zu Österreichs größten Frischgemüseproduzenten. Die Genossenschaft macht für die beteiligten Familien Einkauf und Marketing und vor allem die Logistik rund um die schnell verderbliche Ware. Verkauft wird in den Handelsketten.

Typisch ist das nicht für die Branche. In der Regel vermarkten die Gärtner selbst. Entweder haben sie ein Geschäft oder sie stehen am Wochenende am Markt. (Johanna Ruzicka, 13.11.2015)