Bild nicht mehr verfügbar.

Zerstörung und Verwüstung nach dem Anschlag mit mehr als 40 Toten in Burj al-Baradjneh, einem südlichen Vorort Beiruts.

Foto: APA/EPA/NABIL MOUNZER

Beirut – Ein Doppelanschlag im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut hat dutzende Menschen in den Tod gerissen. Nach Angaben von Gesundheitsminister Wael Abu Faur wurden mindestens 41 Menschen getötet und 200 verletzt. Zahlreiche Verletzte schwebten den Angaben zufolge in Lebensgefahr.

Das Attentat ereignete sich in einem Vorort, der eine Hochburg der Hisbollah ist. Die Schiiten-Miliz kämpft im syrischen Bürgerkrieg an der Seite der Regierungstruppen gegen die Rebellen. Zu dem Anschlag bekannte sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).

Tag der Trauer ausgerufen

Der libanesische Ministerpräsident Tammam Salam rief für Freitag einen Tag der Trauer aus. Die US-Regierung verurteilte den Doppelanschlag als "entsetzlichen" Terrorakt. "Solche Terrorakte stärken nur unsere Verpflichtung zur Unterstützung der staatlichen Institutionen des Libanon, einschließlich der Sicherheitskräfte, um einen stabilen, souveränen und sicheren Libanon zu gewährleisten", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, am Donnerstag.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilten das Attentat. In einer Erklärung zeigte Ban sich "zutiefst betrübt" und forderte, die Verantwortlichen schnell zur Rechenschaft zu ziehen. Die Uno werde die Bemühungen des Libanon und seiner Sicherheitskräfte um die Sicherheit des Landes und der Bevölkerung weiter unterstützen. Steinmeier erklärte: "Dieser schreckliche Terroranschlag ist ein direkter und bewusster Angriff auf die Stabilität des Libanon." Frankreichs Präsident François Hollande äußerte sich ebenfalls entsetzt und empört und sprach von einem "widerlichen" Anschlag.

Ein Attentäter offenbar getötet

In Beirut hatten sich nach Polizeiangaben am Donnerstagnachmittag zwei Selbstmordattentäter in einer belebten Einkaufsstraße im Stadtviertel Burj al-Barajne in die Luft gesprengt. Die Agentur NNA berichtete, die Explosionen hätten sich im Abstand von fünf Minuten und 150 Meter voneinander entfernt ereignet. Nach Informationen des Fernsehsenders LBC waren insgesamt vier Selbstmordattentäter unterwegs. Einer sei jedoch geflüchtet, ein weiterer sei getötet worden, bevor er seinen Sprengsatz zünden konnte.

Anrainer berichteten, sie hätten eine Explosion gehört. Als sie auf die Straße eilten, habe es eine weitere Explosion gegeben. "Für uns fühlte es sich wie ein Erdbeben an", sagte einer von ihnen einer Presseagentur.

Letzter Anschlag vor mehr als einem Jahr

Die südlichen Vororte Beiruts waren in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von Attentaten. Seit Juni 2014 war es dort allerdings ruhig geblieben. Stunden vor dem Doppelanschlag hatte die Hisbollah gemeinsam mit Truppen des Machthabers Bashar al-Assad eine strategisch wichtige Stadt in Syrien von islamistischen Rebellen zurückerobert.

Der Bürgerkrieg im Nachbarland stürzt auch den Libanon in Turbulenzen. Hisbollah-Milizionäre stehen an der Seite des Assad-Regimes, libanesische Sunniten unterstützen wiederum die Rebellen. Erschwert wird die Situation durch die mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien, die großteils unter schlimmen Bedingungen im Libanon leben. (APA, 13.11.2015)