Damaskus/Washington – Die USA haben bei einem Luftangriff in Syrien den berüchtigten Mörder aus den Enthauptungsvideos der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ins Visier genommen. Wie Verteidigungsministeriumssprecher Peter Cook in der Nacht auf Freitag sagte, erfolgte der Angriff in der IS-Hochburg Raqqa.

Ob der Brite Mohammed Emwazi, bekannt als "Jihadi John", dabei getötet wurde, war zunächst unklar. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit" sei der Brite getötet worden, berichtete der britische Sender BBC unter Berufung auf eine hochrangige Militärkreise. Auch der Chef der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdulrahman, meldete unter Berufung auf Informanten vor Ort den Tod Emwazis. Eine offizielle Bestätigung für den Tod gab es jedoch zunächst weder von amerikanischer noch von britischer Seite. Der britische Premier David Cameron erklärte, es sei "noch nicht sicher, dass der Angriff erfolgreich war".

Nach Angaben des Pentagon ist Emwazi so gut wie sicher tot. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte am Freitag, das Fahrzeug des Extremisten sei bei einem US-Drohnenangriff nahe der IS-Hochburg Raqqa in Syrien voll getroffen worden.

Eine letzte Bestätigung des Todes stehe aus, aber man sei sich "vernünftigerweise sicher". "'Jihadi John' war so etwas wie das Gesicht des Islamischen Staates", sagte der Sprecher. Der Extremist sei über vier Tage gezielt verfolgt worden. Man trage nun alle Erkenntnisse von Geheimdiensten und aus Videomaterial zusammen, um hundertprozentige Sicherheit zu erhalten. Von dem Drohnenangriff, laut Sprecher ein "Routineangriff", gebe es wie immer Filmaufnahmen.

Türkische Behörden melden Festnahme eines Gefährten Emwazis

Die türkische Behörden haben nach eigenen Angaben einen mutmaßlichen engen Helfer Emwazis festgenommen. Aine Lesley Davis, ebenfalls ein Brite, sei offenbar mit mehreren anderen Islamisten bei einer Razzia in Istanbul aufgegriffen worden und befinde sich in Gewahrsam der Behörden, sagte ein türkischer Regierungsmitarbeiter am Freitag.

Es sei zu "99 Prozent" sicher, dass es sich bei dem Verdächtigen um Davis handle, sagte der Regierungsvertreter. Davis sei einer der "engsten Gefährten" von "Jihadi John" gewesen.

In mehrere Enthauptungsvideos zu sehen

"Jihadi John" ist eine der bekanntesten Figuren der sunnitischen Extremistengruppe. Er war erstmals im Enthauptungsvideo des US-Journalisten James Foley im August 2014 aufgetaucht und auch an mehreren weiteren Enthauptungen beteiligt. Er trat in den IS-Videos stets vermummt auf und sprach Englisch mit Londoner Akzent.

Die BBC hatte im Februar berichtet, Emwazi stamme aus Kuwait und sei jahrelang auf dem Radar des britischen Geheimdiensts gewesen. Dennoch gelang ihm die Ausreise nach Syrien, und er konnte zu den Terroristen stoßen.

Radikalisierung nach Safari-Reise

Die US-Zeitung "Washington Post" berichtete damals unter Berufung auf Emwazis früheres Umfeld, er sei in einer bürgerlichen Gegend in London aufgewachsen. Nach einem geplanten Safari-Reise nach Tansania im Mai 2009 habe er sich radikalisiert. Die Reise, die er demnach mit einem deutschen Konvertiten namens Omar und einem weiteren Mann namens Abu Talib unternehmen wollte, sei nie zustande gekommen. Das Trio sei am Flughafen von Daressalam in Tansania von der Polizei eine Nacht lang festgehalten und anschließend abgeschoben worden. Die Gründe seien unklar. (APA, 13.11.2015)