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IAAF-Präsident Coe: "Betrug wird nicht toleriert."

Foto: ap/augstein

Monaco – Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat nach den Enthüllungen über systematisches Doping in Russland Konsequenzen gezogen und den russischen Verband ARAF vorläufig auf unbestimmte Zeit suspendiert. Das beschloss das 27-köpfige IAAF-Council unter Vorsitz des Präsidenten Sebastian Coe am Freitag. Russlands Leichtathleten dürfen damit bis auf Weiteres nicht an internationalen Wettbewerben teilnehmen.

22 Council-Mitglieder stimmten einer IAAF-Mitteilung zufolge für den provisorischen Ausschluss, ein Mitglied votierte dagegen. Der Russe Michail Butow durfte nicht mit abstimmen. "Wir sind uns einig, dass Betrug auf keiner Ebene toleriert werden wird", sagte Coe. Der Verband habe die derzeit härtestmögliche Strafe gegen den russischen Verband verhängt, hieß es am späten Abend in einer Mitteilung. Aber man sei sich einig, dass "das gesamte System nicht nur in Russland, sondern weltweit versagt" habe.

Eine Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte am Montag in einem mehr als 300-seitigen Report ein gigantisches Doping- und Korruptionssystem in der russischen Leichtathletik angeprangert. Sie schlug den Ausschluss des nationalen Verbandes aus der IAAF vor. Fünf Athletinnen, vier Trainer und ein Sportmediziner sollten auf Lebenszeit gesperrt werden.

Dem Moskauer Dopingkontroll-Labor war am Tag danach bereits die WADA-Akkreditierung – zunächst für sechs Monate – entzogen worden. Gegen zahlreiche russische Leichtathleten sind in diesem Jahr zum Teil gravierende Dopingsperren verhängt worden.

Sportminister verspricht Kooperation

Zuvor hatte der russische Sportminister Witali Mutko die Bereitschaft zur umfassenden Kooperation mit der IAAF angekündigt. "Wir werden alles tun, was die IAAF uns sagt. Aber lasst es uns gemeinsam tun", sagte Mutko, der eine Suspendierung der russischen Leichtathleten für die Olympischen Spiele 2016 in Rio unbedingt vermeiden will, der nationalen Nachrichtenagentur R-Sport. "Ich will nicht, dass die russische Leichtathletik von der Landkarte verschwindet. Eine solche Entscheidung werden wir auch nicht hinnehmen."

Seine Hoffnung verknüpft Mutko an den IAAF-Präsidenten und an einen Ukrainer: "Sebastian Coe und Sergei Bubka kennen den Sport von innen, und ich hoffe, dass sie zu einer fairen Entscheidung kommen." Der Vertraute von Präsident Wladimir Putin warnte vor einer "Kollektivstrafe" gegen russische Sportler. "Unschuldige Athleten müssen geschützt werden", forderte er.

Weltklasse-Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa sagte: "Die jetzige Situation ist für die russische Nationalmannschaft traurig. Aber ich bin überzeugt, dass nicht alle Athleten über einen Kamm geschoren werden." Unschuldigen und unbeteiligten Sportlern die Teilnahme an internationalen Wettbewerben der IAAF oder den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro zu verwehren wäre ungerecht, so Issinbajewa weiter. (sid/APA, 13.11 2015)